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Petrus verleugnet den Herrn
von Wolfgang Krönig

Helmuth Uhrig: Petrus verleugnet den HerrnLeerPetrus steht im Mittelpunkt dieses Geschehens, dieses Bildes. Fröstelnd rafft er die Kleider an sich. Er ist nach rechts gewandt, zum Feuer zu seinen Füßen. Links aber, unmittelbar hinter ihm, sitzt eine Magd, namenlos, ohne Gesicht, deren Wort und weisend erhobener Arm ihn vom Rücken her trifft: „Dieser war auch mit Jesus von Nazareth!”. Petrus ist umstellt, er kann nicht ausweichen. Er müßte seinen Herrn bekennen, aber er verleugnet ihn. Doch er kann nicht ausweichen, kann ihm nicht ausweichen. Denn Christus und der Hahn sind über ihm, hinter ihm - so wie die Magd und das Feuer neben ihm sind. Petrus verleugnet den Herrn. „Und alsbald krähte der Hahn. Und der Herr wandte sich und sah Petrus an. Und Petrus gedachte an des Herrn Wort, wie er ihm gesagt hatte: Ehe denn der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnen.”

LeerPetrus ist getroffen vom Hahnenschrei, von vorn, von oben her. Und durch den Hahn, der Petrus und dem Heiland zugewandt ist, wird das Verhalten des Jüngers auf Christus bezogen, wird der Jünger seinen Verrat gewahr. Es friert, es schaudert, es trifft Petrus zugleich von unten und oben - es ist das Innewerden der Sünde, des sündigen Menschen schlechthin, der ganz umstellt und verstrickt ist und der doch unter Gott steht. Denn dies ist ja die Aussage des Bildes und seiner klaren Ordnung: der gefesselte, der leidende Heiland steht hell und licht über dem dunklen Geschehen, und indem er schweigt und leidet, sieht er auf den Jünger, sieht er aber auch aus dem Bilde heraus, sieht er uns an und erweist seine Macht und Hoheit nicht nur über Petrus, sondern über jeden im Glauben auf ihn Schauenden.

LeerDas Bild verzichtet auf eine Darstellung des Räumlichen und Ausschmückung des Erzählerischen. Dadurch wird das Geschehen auf die Grundelemente zurückgeführt, wird sein Kern sichtbar gemacht. Die scheinbar lockere, in Wahrheit aber dichte, bedeutungserfüllte und zwingende Zuordnung der fünf Bildelemente zueinander wird so zum Träger einer tiefen Aussage.

AUS EINEM FRÜHCHRISTLICHEN HYMNUS DES PRUDENTIUS UM 405


Ales diei nuntius
lucem propinquam praecinit:      
nos excitator mentium
iam Christus ad vitam vocat.
Der Hahn, des Tages Bote, kräht
und kündigt an das nahe Licht,
und Christus, der das Herz bewegt,
weckt uns zu neuem Leben auf.

Quatember 1961, S. 49

© Joachim Januschek
Letzte Änderung: 12-11-06
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