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Briefe [Krankenhausbau]
von Wilhelm Stählin

LeerIm Rahmen des Handbuches für den neuen Krankenhausbau (herausgegeben von Professor Dr. med. Paul Vogler und Professor Gustav Hassenpflug; Verlag Urban und Schwarzenberg, München - Berlin) schreibt der Mitherausgeber Professor Vogler in seinem einführenden Aufsatz über „Zeitgerechten Krankenhausbau” gegen die rein technisch-funktionale Gestaltung des Krankenhauses: „Nicht alles ist vom Technischen und Wirtschaftlichen her zu sehen und zu lösen . . . Die Zielsetzung eines Krankenhausaufenthaltes geht heute über die Therapie der gerade vorliegenden Störung hinaus und fordert eine Gesamtanalyse des Menschen . . . fordert die Herausarbeitung einer Lebenshaltung und Ratschläge, die in den Beruf, in das Privatleben hineinreichen . . . Das Krankenhaus soll eine Schule der Gesundheit für einen ganzen Bezirk werden . . . Wir wären (bei der Planung von Krankenhausbauten) unvollständig, wenn wir nicht hinzusetzten, daß diese Techniken allein den Menschen nicht gesund machen, daß Gesundung noch etwas weiteres ist und zum Beispiel auf den geistigen Menschen, auf seine Entfaltung gerade in Zeiten der Not und des Krankseins nicht verzichten kann. Man darf den geistig-seelischen Bereichen nicht zumuten zu verschwinden, während mit der Physis operiert wird. Der ganze Mensch liegt im Krankenhaus, der ganze Mensch erkrankt und gesundet . . . Am Ende steht immer der Mensch, wenn er geheilt werden kann, der geheilte Mensch, der nun etwas Neues erfahren, nämlich gelernt hat, mit seinen Organen und Funktionen umzugehen, der vielleicht auch einen inneren Umbau in vielen Fällen vollzogen hat, eine neue Haltung gefunden hat... Auch der Mensch, der nicht geheilt werden kann, steht als Gesamtgestalt bis zum Schluß vor uns.”

Weitere Arbeiten des gleichen Verfassers in dem „Handbuch für gesundheitlichen Städtebau”, das unter dem Titel „Medizin und Städtebau” von Professor Dr. med. Paul Vogler und Professor Erich Kühn herausgegeben und im gleichen Verlag erschienen ist, zeigen diese medizinischen Erkenntnisse und Forderungen und ihre Konsequenzen für den Städtebau. Da wir auf die Stadt nicht verzichten können und erschreckende Zivilisationsschädigungen durch das Leben in der Stadt zutage liegen, sollten hier grundsätzlich neue Wege beschritten werden. „Auf die Frage des Mediziners folgt die Antwort des Städtebauers.” Auf die Einzelheiten kann und soll hier nicht eingegangen werden; sondern es sollte nur an einigen Sätzen aus einem Buch, das die wenigsten unserer Leser in die Hand bekommen, gezeigt werden, mit welchem Ernst heute einsichtsvolle Arzte den Menschen zu schützen suchen gegen den von allen Seiten drohenden Angriff auf das Menschliche im Menschen und gegen die von dort her uns alle gefährdende Selbstzerstörung.

Quatember 1962, S. 142-143

© Joachim Januschek
Letzte Änderung: 12-10-05
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