 Der Vierteljahreszeitschrift der Brüder von Kelham, mit denen die Evangelische Michaelsbruderschaft seit dem Michaelsfest 1961 in Verbindung steht und über die wir im letzten Osterheft berichtet haben, entnehmen wir folgende Mitteilungen:
Den Bestimmungen der Regel folgend, die alle fünf Jahre einen Wechsel in der Leitung vorsieht, hat das Große Kapitel in diesem Herbst Bruder Gregory Wilkins zum Direktor gewählt. Gerade damals wurde ein Angehöriger des Ordens, Bruder Richard Roseveare, der Bischof von Accra war, aus Ghana ausgewiesen. Die Nachricht hiervon ist auch durch unsere Zeitungen gegangen. Der Bischof hatte nach einer Meldung der Church Times Kritik an der staatlichen Jugendorganisation geübt, die den Präsidenten Nkrumah in einer geradezu abgöttischen Weise gefeiert hatte. „Nkrumah ist unser Erlöser, Nkrumah tut kein Unrecht. Nkrumah stirbt nicht”: Lieder solchen Inhalts hatten die Jungen Pioniere von Ghana den Kindern beigebracht.
Bruder Gregory meint dazu: „Die Ausbrüche des Nationalismus, die zur Zeit in der ganzen Welt vorkommen, sind gewiß bedauerlich, aber wir wollen uns deshalb nicht aus dem Gleichgewicht bringen lassen, sondern über unseren eigenen Nationalismus nachdenken. Es wäre falsch zu behaupten, daß der Nationalismus eine englische Erfindung ist, aber sicherlich haben die Engländer ihn exportiert. Wir haben ihn im letzten Jahrhundert in aller Welt weit erfolgreicher verbreitet als das Evangelium und sollten uns nicht wundern, wenn er nun auch weit erfolgreicher um sich gegriffen hat. Präsident Nkrumah hat unseren Bruder Richard vertrieben; aber unsere eigenen Nkrumahs hätten ihn früher in seiner Kathedrale ermordet (Anspielung auf die Ermordung des Thomas Beckett durch Heinrich II. von England. Anm. des Übersetzers), gehenkt und gevierteilt.”
Der Bischof von Accra selbst schreibt, daß das unablässige Gebet und die Liebe der Brüder für ihn eine unbeschreibliche Kraftquelle war. Er lehnt jede Verherrlichung seines „sehr harmlosen” Martyriums ab und schließt mit der Aufforderung zur Fürbitte für die zurückgebliebenen Mitarbeiter und alle Christen in Ghana - Katholiken, Methodisten und Presbyterianer. Sie alle hätten in dieser Sache auf seiner Seite gestanden und wären bereit zu tun und zu leiden, was die Zukunft von ihnen verlangen wird. Die Hoffnung des Bischofs, daß seine Verbannung nur vorübergehend sein würde, hat sich inzwischen erfüllt. In diesen Tagen war in den Zeitungen zu lesen, daß er die mit keinerlei Auflagen verbundene Erlaubnis erhalten hat, nach Ghana zurückzukehren.
Kurz nach der Vertreibung des Bischofs von Accra hat der Erzbischof von Canterbury einen anderen Kelham-Bruder, den bisherigen Provinzial von Australien, Nicholas Allenby zum Bischof von Kutsching auf Borneo ernannt.
Quatember 1963, S. 35
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