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Frauenordination
von Karl Bernhard Ritter

LeerIn der Ausgabe vom 5. April 1963 bringt „Christ und Welt” eine Reihe von Beiträgen zu der Diskussion um „die Frau als Pastorin”. Während dieser Kampf zumeist mit Argumenten bestritten wird, welche die Tiefe der gegensätzlichen Auffassungen mehr verdecken als erkennbar machen, spricht hier eine „außen stehende Frau”, Dora Lent, mit aller nur wünschenswerten Offenheit aus, was ihr an der „männlich-patriarchalischen” Bilderwelt der Bibel mißfällt und was darum nach ihrer Auffassung durch die Kirche geändert werden sollte. „Kann Gott noch im Bilde des ‚Herrn’ personifiziert werden?” Für diese „männliche Kernfigur” hat Frau Lent nur „ein klares Nein”.

Leer„Herrschaft” bedeutet ihr „keine ideale Form der Lebensbewältigung”. An Stelle der Hierarchie sind also Leitbilder zu setzen, die Wirkungsweisen, „wie sie zum Wesen eines Alleinherrschers gehören”, überwinden. Also ist wohl zunächst einmal das erste Gebot „Ich bin der Herr, Dein Gott” zu streichen? Die Bilderwelt der christlichen Kirchen gipfelt „in der einseitig männlichen Dreieinigkeit” und verrät damit ihre patriarchalische Entstehungszeit. Es ist an der Zeit, die Hl. Dreieinigkeit zu ersetzen: „Da eine hermaphroditische Zentralgestalt in sich neutral, unschöpferisch wäre, so könnte die Gottheit sich nur im Paarsymbolisieren.” Der Prolog des Johannesevangeliums muß gestrichen werden, denn Dora Lent stellt fest, daß endlich eingestanden werden müsse, daß eine Ordnung allein vom Manne, vom Geiste her nicht gelingen kann.

Leer„Der Logos ist eben nicht der Demiurg, der Schöpfer.” Dem Wort des Evangeliums „niemand kennt den Vater, denn nur der Sohn” wird die Abwandlung an die Seite gestellt: „niemand kennt die Mutter, denn nur die Tochter”. Aus alledem wird die Folgerung gezogen, daß die Frau als Pastorin nicht die Repräsentation des „Herrn” übernehmen kann, weil dieser „Herr” nicht die erschöpfende und ewig gültige Offenbarung des Göttlichen zu sein vermag. Die Frau muß in den Dienst der zweieinigen Gottheit streben, die Paar ist. „Sie versteht sich selbst immer klarer als die Stellvertreterin der dem Geist polaren Funktion der Liebe.” Hier werden, so scheint mir, die Wurzeln aufgedeckt und es wird damit erkennbar, daß es in dem scheinbar „so unvernünftigen” und „am Rande liegenden” Kampf um die Pastorin letzten Endes um das Dogma, die Wahrheit der christlichen Lehre geht.

Quatember 1963, S. 142-143

[Dora Lent ∗ 1897 schrieb „Gott als Paar” bereits um 1920]

© Joachim Januschek
Letzte Änderung: 13-03-29
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