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Christus und der Kosmos
von Fritz Fraenkel

I.

LeerChristus und der Kosmos, Christus und das All ist nicht nur ein spannendes, es ist das notwendige Thema unserer Zeit! Gerade in unserer Zeit ist ja unser Wissen von der Natur enorm gewachsen und die Bedeutung der modernen Naturwissenschaft hat sich ins Ungeheure gesteigert. Wir haben den Vorstoß in die Welt des Unendlich-Kleinen (Atomforschung) und an den Rand der grenzenlosen Weiten des Alls (Raumfahrt) miterlebt, und es sieht so aus, als wären wir auch der Entstehung des Lebens auf der Spur. Eine Fülle von wunderbaren Entdeckungen und eine erstaunliche Steigerung technischer Macht ist uns beschieden.

LeerUnd doch empfinden wir auch sehr deutlich die Grenzen unseres Wissens und Könnens. Das Wesentliche unseres Lebens kann uns Wissenschaft und Technik nicht sagen und geben: „Woher kommen wir? Wohin gehen wir? Wo ist der Sinn unseres Daseins?” Wir wissen, wie viele - oft gerade junge - Menschen darum von Langerweile geplagt sind, obgleich es ihnen äußerlich doch gutgeht.

LeerMehr noch: es wird uns manchmal geradezu unheimlich, wenn wir innewerden, wie diese unsere Welt immer unmenschlicher zu werden droht in all ihrem Fortschritt (denken wir nur an die waffentechnischen Konsequenzen unseres Atomzeitalters, an gewisse Experimente um das Leben, an die Manipulierung des Menschen in der perfekten Technokratie). Heute wird doch ganz offen unter unseren führenden Wissenschaftlern die Frage erörtert: „Wo ist die Grenze?” Es wird uns erschreckend klar, daß wir nicht mehr alles tun dürfen, was wir können! Und plötzlich wird eine uralte Situation, die der selbstherrliche Mensch unserer Zeit längst überwunden glaubte, die die Bibel in dem Bild vom Baum des Verbotes zeichnet, wieder unheimlich lebendig und aktuell!

LeerUnd wir stoßen auf das, was die Bibel „Sünde” nennt, womit sie nicht einzelne Bosheiten meint (die kommen dann auch noch), sondern dies, daß der Mensch in der Maßlosigkeit seiner Gier und seines Hochmuts sich trennt von Gott und ihn dann in seiner Welt auch nicht mehr finden kann, wenn er ihn sucht. (Das heißt ja: Verlust des Paradieses; nicht irgendein prähistorischer Zaubergarten irgendwo.) Aus dem stolzen Traum von der Ewigkeit menschlichen Strebens und irdischer Ziele ist die Verfallenheit an die „Eitelkeit” geworden: verfallen der Vergänglichkeit, gefangen in Zwang und Schuld, taub und blind für Gott. Und die unheimliche Angst, die im Grunde den Menschen von heute nicht mehr losläßt!

LeerPaulus sagt im 8. Kapitel seines Römerbriefes: „Das ängstliche Harren der Kreatur (der nichtmenschlichen Schöpfung) wartet auf die Offenbarung (auf das Sichtbarwerden) der Kinder Gottes.” Und dann kommt ein seltsames Wort: „Zumal die Kreatur unterworfen ist der Eitelkeit gegen ihren Willen, sondern .. . auf Hoffnung! Denn auch die Kreatur wird frei werden vom Frondienst der Vergänglichkeit (und das heißt hier zugleich: der Sinnlosigkeit) zu der herrlichen Freiheit der Kinder Gottes. Denn wir wissen, daß alle Kreatur sehnt sich mit uns und ängstet sich noch immerdar.” Der Mensch, im Bilde Gottes geschaffen, hat sich selbst verloren; auf dem Grund seiner Seele ruht nicht mehr das Bild Gottes; er wollte sich selbst an Gottes Stelle setzen, und damit hat er Ursprung und Ziel, Halt und Mitte verloren. Das hat nach Paulus Folgen; nicht nur für den Menschen, sondern für die ganze Welt! Sie hat mit dem Abfall des Menschen ihre geistige Mitte verloren! Der Mensch ist eben nicht bloß das höchste Tier, das Tier mit Intelligenz, sondern er ist das Geschöpf, in dem die Schöpfung sich ihrer selbst und auch Gottes bewußt wird. Im Menschen, in seinem Geist, in seinem Leben wollen sich Schöpfer und Schöpfung begegnen. Das ist der Sinn seines Daseins! Darum heißt er „Bild Gottes”, er ist Sachwalter Gottes nach unten und Lobsänger der Schöpfung nach oben; er, der Mensch, steht in der Mitte zwischen dem Schöpfer und seiner Schöpfung; in ihm ist gleichsam die Schaltstelle, in der die Ströme von oben nach unten und von unten nach oben sich begegnen.

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LeerDas ist nicht Größenwahn, wie mancher sagen möchte, der darauf hinweist, daß doch dieser Mensch weniger als ein Staubkorn ist im All - zumindest in unserer irdischen Welt ist der Mensch einmalig! Es kommt ja für die Bedeutung eines Wesens nicht auf seine äußere Größe an! Sonst wären die Saurier die bedeutendsten Wesen, die je auf Erden existierten. Kurz gesagt: „Der Andromedanebel (die uns benachbarte nächste Milchstraße) ist zwar viel größer als wir, im Durchmesser 100000 Lichtjahre, das sind 1l Trillion (1 mit 18 Nullen!) Kilometer; er ist auch viel dauerhafter als wir, vermutlich schon 5-6 Milliarden Jahre alt; aber der Andromedanebel hat kein Gewissen!” Es gibt hier einen Unterschied der Dimensionen, der Bereiche des Seins!

LeerLassen wir uns doch nicht in Bann schlagen von den Maßen räumlicher Ausdehnung und zeitlicher Dauer; die Bedeutung des Menschen für das All liegt ganz woanders; darin, daß in ihm eine ganz andere unvergleichliche Dimension des Daseins sichtbar wird, die ich vorhin zu umschreiben versuchte mit dem Wort „Gewissen”. Zeitliche Dauer oder Vergänglichkeit besagt hier gar nichts; denn auch nur eine einzige Stunde wirklichen Lebens, echter erfüllter Gegenwart ist aufgehoben in der Ewigkeit Gottes, die an jeden Augenblick des Daseins angrenzt und ihn umgreift. Und noch weniger besagt die räumliche Ausgedehntheit für die Existenzkraft einer Erscheinung. Ein einziger Gedanke, eine Regung des Herzens mag im Haushalt Gottes mehr bedeuten als ein ganzes Sternensystem, das keiner Regung fähig ist außer seiner Rotation.

LeerKehren wir zurück! Den Menschen hat Gott an die Nahtstelle der Schöpfung gestellt; aber was wird nun sein, wo der Mensch nicht mehr an dieser Stelle steht? Die Welt ist in der Tiefe aus ihrer Ordnung: wenn ich aus einem Rad die Nabe herausbreche, hängen und fallen alle Speichen durcheinander! Das geschah, als der Mensch sich von Gott löste. Und die Welt spürt das! (Was bedeutet es für den Urgrund des Seins, daß der Mensch heute imstande ist, mit der entfesselten Atomkraft nicht nur sich selbst, sondern alles auf Erden zu vernichten? Der Mensch muß für die stumme Kreatur bisweilen geradezu etwas Satanisches an sich haben!): „Es geht ein allgemeines Weinen durch alle Adern der Natur” („wir wissen, daß alle Kreatur sich mit uns sehnt und ängstet”). Das ist nicht Romantik und Weltschmerzsentimentalität, sondern tiefstes Wissen!

II.

LeerAber - und das ist der große befreiende Ausblick des Glaubens - so soll es nicht bleiben! Paulus sagt: „unterworfen auf Hoffnung!” - Über der Schöpfung steht eine große Verheißung: „Auch die Kreatur wird frei werden von der Versklavung an die Eitelkeit”, an das Umsonst. Auch für die Welt hat Gott eine große Adventserwartung: Christus. Aus dem Kind in der Krippe leuchtet der ewige Christus, der ewige Gottessohn, der vor aller Vorzeit war und in alle Ewigkeit sein wird, „der da ist und der da war und der da kommt”, das Heil der Welt; nicht bloß der Nothelfer für unsere Seelenschmerzen, der plötzlich an Weihnachten auftaucht und an Himmelfahrt wieder verschwindet, sondern das Herz der Welt von Urbeginn.

Leer„In Ihm ist die Welt geschaffen”, sagt Paulus im Kolosserbrief. Von Anbeginn zielt die Schöpfung auf Christus hin; von Anfang ist Sein Zeichen eingeschrieben in den Grundriß der Welt; ER birgt den Schöpfungssinn Gottes; in Ihm erst, als Er im Fleisch erscheint, als ER aus dem Leib Marias Mensch wird, ist erfüllt, was uranfänglich gesagt ist: „Lasset uns den Menschen schaffen, ein Bild, das uns gleich sei.” Das ist ja nicht ein plötzlicher Einfall Gottes, sondern das ist von Anbeginn das verborgene Schöpfungsziel: Menschwerdung.

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LeerDie Schöpfung Gottes ist nicht ein in grauer Vorzeit bereits Abgeschlossenes - und jetzt wäre sozusagen nur noch Leerlauf -, Gottes Schöpfung schreitet fort bis ans Ende der Zeit. Und wenn es wahr ist, daß alle Schöpfung und alles Leben in einer einzigen großen Entwicklung seit Jahrmillionen und -milliarden im Gange ist - und es ist wahr! -, dann ist im Urgrund des Werdens jede Zelle, ob sie es weiß oder nicht -, ausgerichtet, gespannt auf Ihn.

LeerGottes Schöpfung geht in drei Schritten: die Ausbreitung der Materie, das Wachsen des Lebens, das Erwachen des Geistes. Es ist ein großer Weg: vom Ur-Atom zur lebendigen Zelle, von der Urzelle zu Adam, von Adam zu Christus. Von Adam zu Christus, denn der Weg des Menschen war ja nicht fertig, als Adam ins Sein trat - da fing es erst an! Von Anfang der Schöpfung war nach Gottes Plan Adam unterwegs zu Christus. Erst mit dem Erscheinen Christi ist das Werk getan, von dem die Bibel sagt: „Gott schuf den Menschen Ihm zum Bilde.” In Adam ist Gottes Bild angelegt, in Jesus erst ist es ganz ausgeformt. Christus gehört nicht nur in Gottes Erlöserwerk, Er ist zunächst einmal der Schlüssel zum Schöpferwerk Gottes. (Er allein ist der Schlüssel: es ist nicht verwunderlich, daß die moderne Biologie keine Teleologie in der Lebensentfaltung finden kann, daß ihrer Betrachtung nur Ketten von „ungerichteten Zufällen” bleiben.) Erst da ist die Schöpfung am Ziel, wo der Schöpfer selbst in ihr erscheint: In Christus! „Er kam in das Seine”, sagte Johannes, da jubeln alle Engel und die Kreatur kennt Ihn wie in einem geheimen Einverständnis; das ist der tiefste Sinn der Wunder Jesu, gerade der Wunder, die uns am schwersten begreiflich scheinen, der sogenannten „Naturwunder” (Stillung des Sturms usw.).

LeerEin weltweites Christentum tut sich auf. Gott hat diese Welt nicht aufgegeben. „Also hat Gott die Welt geliebt” - die Welt, das heißt zunächst die Menschheit.

LeerDa stehen wir vor einem ganz wichtigen Punkt: die Geschichte der Völker läuft hin auf eine Menschheit. Wir stehen heute am Anfang der Verwirklichung. Ein mächtiger Motor ist die moderne Technik. Sie zwingt über kurz oder lang die Menschheit zur Einigung oder zum Untergang! Aber der Quellpunkt der „Menschheit” ist bei Christus und durch Christus. In der Verheißung der Heiligen Schrift schon des Alten Testamentes hat die Gemeinschaft der Gotteskinder aus allen Völkern ihren Platz! Sie ist noch nicht da, aber sie ist im Werden. Was sind die paar tausend und zehntausend Jahre menschlicher Geschichte! Mehr und mehr muß die Menschheit ein Leib werden oder sie zerstört sich selbst.

LeerGewiß geht das nicht in einer geraden Entwicklung, in einem glatten „Fortschritt”, da sind je länger je mehr schwere Krisen und tödliche Gefahren. Aber die Existenz, die Fortdauer der Gemeinde in der Welt bürgt dafür, daß Gott seine Verheißung wahrmacht. Und wenn die wahre Kirche in der Heiligen Schrift der Leib Christi genannt wird, dann ist sie eben damit zugleich die Keimzelle der neuen Menschheit. Dort wächst die wirkliche Menschheit, in der Wechselbeziehung von Gemeinschaft und Person recht ausgewogen, wo nicht eins das andre verschlingt, wo Christus die Mitte ist. Sonst bleibt uns als Alternative nur der Ameisenstaat der totalitären technokratischen Diktatur, das Reich des Antichrist.

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LeerAber Gottes Werk ist weder auf die Kirche beschränkt, noch auf die Menschheit begrenzt, die ganze Schöpfung hat nach Römer 8 an der Erlösung Christi teil. Das reicht sehr weit, noch über diese Erde hinaus! Wir wissen nicht, ob es Leben auf ändern Sternen gibt; und noch etwas anderes wäre beseeltes, geistvolles Leben. Aber unmöglich ist es nicht; vielleicht nicht einmal unwahrscheinlich. Da wird nun oft gefragt: „Hat Christus auch für diese andern Welten Bedeutung, oder nur für unsere Erde?” Man kann diese Frage mit einem klaren Ja beantworten: „Es war Gottes Heilsratschluß, in Christus das All zu versöhnen”, mit Gott zu verbinden, es heimzuholen (Kol. 1, 19 f.). Das ist ein klares Wort, wenn auch die Alten sich das Weltall viel kleiner vorstellten als wir.

LeerEs wäre denkbar, daß in andern Welten geistbegabte Wesen ohne Sünde lebten, daß sie nicht der Erlösung bedürften; der Vollendung gehen wir alle entgegen. Und mögen jene Wesen (wenn es sie gibt) intelligenter, klüger, wissender sein als wir - eine größere Gottesfülle als Christus haben sie nicht! Und insofern brauchen Ihn alle Wesen zur Vollendung! (Vielleicht nicht den zur Sühne Gekreuzigten - aber wer will und kann darüber etwas sagen? - gewiß jedoch den aus dem Tode erstandenen Verklärten!) Alles, was im All geistbegabt, gottbezogen ist, ist bezogen auf Christus!

III.

LeerWir können eine Betrachtung über „Christus und die Welt” nicht schließen, ohne von der Vollendung der Welt zu sprechen. Mit dem Erscheinen Christi in der Menschheit hat die Welt ihr Herz wieder gefunden, aber der Vollendung geht sie erst noch entgegen, ja, diese beginnt erst damit. (Hier müssen wir immer mit den langen Zeitmaßen Gottes rechnen. Oft sagt man: „schon zweitausend Jahre Christentum und so wenig erst erreicht”; ich verbessere dann: „erst zweitausend Jahre!” Was sind in dem Werden der Menschheit, das nach etwa einer Million Jahren zählt, zweitausend Jahre?)

LeerDie Osternacht verbürgt uns die Weltvollendung! (Nicht einfach auf dem Weg einer glatten Entwicklung, sondern durch die Krisis, das Sterben der Verwandlung!) Ihr Signal ist die Auferstehung. Hand aufs Herz!, glauben wir's: „Der HERR ist auferstanden!”? Vielleicht denken wir auch: „Ja früher, die Jünger, die hatten's leichter zu glauben! Aber wir modernen Menschen, und die Wissenschaft . . .” Täuschen wir uns nicht! Früher war's genauso schwer! Erinnern wir uns an Thomas! Und die Jünger taten bekanntlich die erste Kunde von der Auferstehung ab als „Märlein”, Hirngespinste aufgeregter Frauen. Und als sie Ihn schließlich selber sahen, erschraken sie vor Ihm wie vor einem „Gespenst”.

LeerAber die Auferstehung Jesu ist keine Rückkehr in dieses Leben (welchen Sinn sollte das haben? was in dieses Leben zurückkehrt, muß doch wieder sterben!), sondern der Durchbruch in ein völlig neues Reich des Daseins! Wir verbauen uns völlig das Verständnis für das, was in der Osternacht geschehen ist, wenn wir daran herumgrübeln,, ob denn „so etwas möglich” ist. Ich sage das einem jeden Menschen, der mit solchen Zweifeln zu mir kommt: „Nein, Sie haben ganz recht, so etwas ist in der Tat nicht möglich!” Das ist einfach nicht drin in den Kräften und Möglichkeiten unserer irdischen Natur, in der wir alle wurzeln und zu Hause sind. Da gilt wirklich: „Von Erde bist du genommen, zu Erde mußt du werden!”

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LeerIn der Auferstehung Jesu hat sich ein neuer Bereich der Schöpfung Gottes aufgetan; wahrhaft neu, auch nicht etwas, was bisher nur verborgen, aber doch eben schon da war, wie eine neu entdeckte Naturkraft; das, was an jenem Morgen im Garten des Josef von Arimathia geschehen ist, das war vorher noch nicht da; das ist etwas unerhört Neues, das hat es nie vorher gegeben, das war nicht drin! OSTERN ist der Durchbruch Gottes selbst, Gottes Durchbruch in ein Neuland der Schöpfung, das hier zum erstenmal aus der Zukunft der Verheißung eintaucht in unsere Gegenwart. An jenem Morgen ist Gottes Werk einen Riesenschritt vorwärtsgegangen, weit hinaus über die erste Schöpfung und ihre Möglichkeiten: Ostern ist der achte Schöpfungstag Gottes, nicht weniger!

LeerWeil es so ist, darum hat es keinen Sinn zu fragen, ob die Auferstehung Jesu möglich war nach den uns bekannten Naturgesetzen, das heißt nach den Erfahrungen, die wir bisher in dieser Welt gesammelt haben. Da kann man nur sagen: „Natürlich nicht!” Hier hat Gott etwas Neues ins Dasein gerufen: Ostern ist schon das Bindeglied zwischen dieser alten Welt der ersten Schöpfung und der neuen Welt der Zukunft Gottes, genannt „Ewigkeit”. Und erst in der Auferstehung, in der großen Verwandlung (1. Kor. 15, 51) zur neuen Schöpfung, vollendet Gott sein Werk! Ohne Ostern wäre diese ganze bisherige Schöpfung Stückwerk, Stillstand, Leerlauf, Abbruch. Diese erste Welt wartet uranfänglich auf die zweite Schöpfung, auf die österliche Verwandlung. So wie sie ist, kann sie nicht ewig sein.

LeerVon Anbeginn war es Adams Bestimmung, daß er Christus begegnete, der Anfänger dem Vollender. Er hätte des Sühners nicht bedurft, auf den Vollender hat er immer gewartet, zu Ihm ist er uranfänglich unterwegs. Denn Christus in der Vollendung ist mehr als Adam im Urstand, ohne den Fall, je hätte werden können. Durch die Sünde war all dies gerade verwirkt und verloren; das doppelte Wunder der Liebe Gottes ist, daß Jesus trotzdem kam; durch den Fall hatten wir es verwirkt, Christus je noch zu begegnen, je noch verwandelt zu werden. Christus hat beides gebracht: die Befreiung von der Schuld, und damit auch die schon verlorene Hoffnung auf die Vollendung (1. Kor. 15, 46-48).

Leer„Der Herr ist auferstanden!” Von Jesu Auferstehen gilt in Wahrheit, was ein aufregendes Buch über die neuen technischen Entwicklungen von heute als Titel trägt: „Die Zukunft hat schon begonnen!” Jawohl, das stimmt; sie hat schon begonnen, aber nicht mit der Entdeckung der Atomkraft, nicht mit dem Anfang der Weltraumfahrt, nicht mit der klassenlosen Gesellschaft des Kommunismus - das ist alles schon von gestern, wenn's auch erst morgen zu uns kommt, das ist alles noch alte Welt! Sondern „begonnen hat die Zukunft” am Ostermorgen. Unser aller Zukunft, so gewiß es wahr ist, daß ja dieser Jesus Christus nicht für sich allein lebte und starb, sondern als „der Erstling” (1. Kor. 15, 23; Kol. 1, 15. 18), der Typ, das Leitbild, die Urzelle, das Haupt einer neuen Menschheit in Gottes neuer Schöpfung. Das ist der Sinn des vielleicht beim ersten Hören für manchen unverständlichen Satzes aus dem großen 15. Kapitel des 1. Korintherbriefes: „Gleich wie sie in ADAM alle sterben, so werden sie in CHRISTUS alle zum Leben erweckt werden.” Es gibt auch ein Wissen, eine Gewißheit des Glaubens!

LeerVon dieser Gewißheit aus möchte ich ein Wort weitergeben, das ich in den letzten Jahren einmal fand und das seither mit mir geht: „Seid ohne Furcht; selbst wenn eines Tages die Kraft der Atome den kreisenden Erdball zersprengen sollte, dann wird sie doch nichts sein gegen jene Gewalt, die den Stein vom Grabe wegwälzte. CHRISTUS hat einmal den Tod besiegt - alles Grauen währt nur bis zum dritten Tag, und jede Vernichtung ist eingeschlossen in Seiner und in unserer Auferstehung!”

Quatember 1964, S. 49-54

© Joachim Januschek
Letzte Änderung: 13-11-27
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