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Koinonia auf Schloß Schwanberg
von Martin Braun

LeerAuf dem Begegnungsabend des Konvents der Evangelischen Michaelsbruderschaft in Bochum im Oktober 1967 war der Gedanke aufgetaucht, die dort vertretenen Kommunitäten und Bruderschaften sollten einmal zusammenkommen, um einander kennenzulernen und ihre Erfahrungen geistlichen Lebens untereinander auszutauschen. Unter dem Leitgedanken „Koinonia” (Gemeinsamkeit) kam man im Februar 1968 in Imshausen und in einem erweiterten Kreise am 2. Advent auf dem Schwanberg zusammen. An die Einladung katholischer Gruppen war in diesem Stadium noch nicht gedacht. Man wollte sich zuerst im Bereich dessen, was sich - hauptsächlich nach dem Zweiten Weltkrieg - im Bereich der EKiD an Kommunitäten und Bruderschaften gebildet hatte, orientieren. Das Treffen auf dem Schwanberg war gedacht und organisiert als Selbstdarstellung der einzelnen Gruppen mit dem Ziel des Kennenlernens, der Kontaktaufnahme untereinander und der gemeinsamen theologischen Arbeit an dadurch bestimmten Fragestellungen.

Bei diesem Treffen waren vertreten:
Bruderschaft vom gemeinsamen Leben, Nürnberg
Bruderschaft vom Kreuz, Ottmaring
Communauté de Grandchamp, Burg Gräfenrode
Kommunität Imshausen
Christusbruderschaft, Selbitz
Evgl. Marienschwesternschaft, Darmstadt
Evgl. Michaelsbruderschaft und Berneuchener Dienst
Irenenring, Stuttgart
Jesusbruderschaft, Ludwigshafen
Laurentiuskonvent, Römlinghoven
Lebenszentrum für die Einheit der Christen, Schloß Craheim
Ordo pacis, Hamburg
St. Jakobusbruderschaft, Dalherda
Kommunität Casteller Ring, Schloß Schwanberg, als Gastgeber.

Die Übersicht über den Kreis der Teilnehmer zeigt, wie weit der Bogen geschlagen war. Trotzdem war und blieb, wesentlich gefördert durch die großzügige und herzliche Gastfreundschaft der Frauen vom Schwanberg, das Zusammenleben und das Gesprächsklima ausgezeichnet. Die Weite zeigte sich etwa darin, daß in dieser verhältnismäßig streng lebenden Kommunität auf dem Schwanberg mit ihren sieben Stundengebeten täglich bei einzelnen Hören Gelegenheit zur Gebetsgemeinschaft gegeben war, ohne daß dies als Bruch empfunden wurde. Die mehr pietistisch bestimmten Gruppen waren in ihrer Sprache und in ihrer Art, sich zu geben, vielleicht manchen anderen ungewohnt, aber das hat sich nie störend bemerkbar gemacht. Alle waren offen zueinander und bereit aufeinander zu hören und voneinander zu lernen. In immer wechselnden Gruppierungen, bei Tisch und auf Spaziergängen auf dem in diesen Tagen vom Rauhreif wunderbar verzauberten Schwanberg, kam man sich persönlich nahe, und mancher dort hergestellte Kontakt verbindet Teilnehmer auch über diese Tage hinaus.

Nach einer biblischen Besinnung, die Kirchenrat Heß (Bruderschaft vom gemeinsamen Leben) über Eph. 2, 11-22 hielt, traten vier Arbeitsgruppen zusammen, die in ihrer Zusammensetzung eine repräsentative Vertretung der verschiedenen Gruppen und Meinungen bei der Behandlung jedes Themas ergaben. Die einzelnen Themen waren:

1. Gemeinschaft innerhalb der Kommunität und Bruderschaft
2. Gemeinschaft zwischen den Kommunitäten und Bruderschaften
3. Die Bedeutung der Kommunitäten und Bruderschaften für die Kirche
4. Die Bedeutung der Kommunitäten und Bruderschaften für die Welt.

Wenn man aus der Fülle der im Plenum vorgetragenen Arbeitsergebnisse eins hervorheben will, so wäre es wohl die verpflichtende Erkenntnis: Was Gott diese Gruppen heute erleben läßt, was er ihnen an Erfahrungen zumutet und schenkt, dürfen sie nicht für sich selbst behalten. Es ist dazu bestimmt, weitergegeben zu werden als Rat, als Hilfe in der Volkskirche und in der Welt, als Schatz, der nicht vergraben werden darf. Im allgemeinen Niedergang kirchlichen Lebens könnte die Stunde näher rücken, in der Kommunitäten und Bruderschaften diesen Schatz einzubringen haben. In diese Richtung ging auch der Vortrag, den Kirchenrat Dr. Mumm (Referent beim Vorsitzenden des Rates der EKiD und Angehöriger der Evangelischen Michaelsbruderschaft) am Sonntag nach dem Sakramentsgottesdienst hielt: Was erwartet die Kirche von den Kommunitäten und Bruderschaften?

Es ist zu hoffen, daß die weitere Zusammenarbeit, die auf dem Schwanberg verabredet wurde, sich zum Segen für die ganze Kirche auswirkt.

Quatember 1969, S. 126-127

© Joachim Januschek
Letzte Änderung: 12-11-08
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