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Die Lübecker Schwesternschaft
von Elisabeth Haseloff

LeerAm Epiphaniastag 1967 wurde die Lübecker Schwesternschaft gestiftet. Der Bischof der Evangelisch-lutherischen Kirche in Lübeck erkannte sie als Glied der Landeskirche an und segnete unter der Assistenz der Evangelischen Michaelsbruderschaft zwölf Schwestern ein. Hierüber wurde eine Urkunde ausgefertigt, die von Bischof Meyer, Bruder Spieker und Bruder Jansen unterzeichnet ist. Die Ordnung, die die Schwesternschaft sich gegeben hat, ist sehr schlicht. Es steht eigentlich nur darin, was jeder Christ immer tun sollte.

LeerWir aber waren uns bewußt, daß niemand für sich allein Christ sein und bleiben kann, und daß in unseren Gemeinden viele Menschen als evangelische Christen leben, die sich ihres Christseins nie recht bewußt geworden sind. Das Vorbild derer, die sich aus solchen Gründen zusammengeschlossen haben, hat uns zu unserem Entschluß geführt. Wir haben uns Dietrich Bonhoeffers Wort eingeprägt, daß „ein gemeinsames Leben unter dem Wort nur dort gesund bleibt, wo es sich ... als ein Stück der einen, heiligen, allgemeinen christlichen Kirche versteht, wo es an Not, Kampf und Verheißung der ganzen Kirche handelnd und leidend teilnimmt”. Wir möchten also nicht mehr sein als ein Modellfall für diese christliche Existenz. Wir haben nicht viel gefragt: „Ist das recht?” oder „Sind wir auch so weit?”, sondern wir haben es angenommen, daß wir so geführt worden sind.

LeerIn unserer Ordnung heißt es: Die Lübecker Schwesternschaft „ist ein Zusammenschluß von Frauen, die auf dem Wege geistlichen Lebens dem Ruf zum Dienst an der Kirche und mit der Kirche an der Welt folgen, der an sie ergangen ist. Sie weiß sich der Evang.-luth. Kirche in Lübeck verantwortlich und ist bereit, dem Bischof Einblick in ihr Leben zu geben.

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LeerDie Schwestern verpflichten sich zu einem Leben mit der Heiligen Schrift, im Sakrament, in Gebet und gegenseitiger Fürbitte, zu regelmäßigen Zusammenkünften und zur Teilnahme an den jährlichen Einkehrtagen, zur Bereitschaft, an dem Platz, an den sie durch Beruf oder besondere Führung gestellt sind, den Menschen weiterzugeben, was sie empfangen haben. Die Schwesternschaft möchte der Erneuerung und Einheit der Kirche dienen. Die Verpflichtung geschieht durch die Einsegnung der Schwester und schließt die Bereitschaft ein, in wichtigen Lebensfragen den Rat der Schwestern zu hören.

LeerDie Schwesternschaft ist offen für alle Frauen, die bereit sind, sich in ihre Ordnung zu fügen und an der Feier des heiligen Abendmahls teilzunehmen.”

LeerEs folgen noch eine Reihe praktischer Sätze, darunter die Einrichtung des Amtes einer verantwortlichen Schwester. Unter den Aufgaben wird die Sammlung eines Freundeskreises der Schwesternschaft genannt wie geistliche Rüsttage für Menschen, die die Stille suchen. Schwesternschaft und Freundeskreis leben mit dem Evangelischen Tagzeitenbuch.

LeerAlle Schwestern, die die Urkunde unterzeichneten, sind auch heute dabei. Der Freundeskreis hat vielleicht auch schon etwas zu feste Formen. Wir halten jährlich unsere Einkehrtage (wenn möglich zu Epiphanias) und bieten geistliche Tage an Wochenenden an. Wir erfahren, daß wir dadurch geistliche Kräfte empfangen und mühen uns um Menschen, die in ihrer Ortsgemeinde keine Heimat finden.

LeerFür unsere Aufgaben konnte ein Haus, das die Lübecker Frauenarbeit leitet und und viel Atmosphäre hat, genutzt werden.

LeerDa wir alle ohne Ausnahme beruflich sehr gefordert werden, sind uns energisch Grenzen gesetzt. Aber dadurch sind wir selbst vertraut mit allen Schwierigkeiten, eine vita Christiana, ein christliches Leben, zu verwirklichen. Das schützt uns davor, uns und anderen unerreichbare Maßstäbe vorzuhalten. Wenn uns das große Geschenk der Fürbitte der Michaelsbruderschaft zuteil wird, dann möchten wir wohl, daß uns die geistliche Kraft erbeten wird, das Evangelium da, wo jeder von uns arbeitet, anderen Menschen spürbar machen zu können.

Quatember 1973, S. 44-45

© Joachim Januschek
Letzte Änderung: 13-03-01
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