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Haus der Stille in Bethel
von Meinold Krauss

LeerBethel hat sich schon von seinen Anfängen an darum bemüht, den jeweiligen Anforderungen der Zeit gerecht zu werden. So konnte unter den vielen Neubauten, die in Bethel errichtet wurden, im Februar ein „Haus der Stille” seiner Bestimmung übergeben werden. Träger dieses Hauses sind die Schwestern des Mutterhauses Sarepta, die schon seit 1960 regelmäßig Einkehrwochen durchführen. Das „Haus der Stille” ist aus dem Wunsch heraus entstanden, dem gehetzten Menschen unserer Tage einen Raum der Stille zu ermöglichen, um ihm durch Wort und Sakrament, Gebet und Meditation neuen Zugang zu Christus und seiner Gemeinde zu eröffnen, für den Alltag zu stärken und ihn zu neuer Verantwortung in dieser Welt bereitzumachen. Daß dieses Gebäude allen Anforderungen eines Einkehrhauses gerecht wird, ist das Verdienst von Pfarrer Alfred Peters vom Mutterhaus Sarepta, der im vergangenen Jahr mehrere Kommunitäten in Deutschland und in England besuchte, um Erfahrungen für das Betheler Haus zu sammeln.

LeerDas neugebaute Einkehrhaus soll nicht nur den Mitarbeitern von Bethel zur Verfügung stehen, sondern allen, die einen Ort der Sammlung und Stille suchen. Diakonie will hier im weitesten Sinne verstanden werden; sie gilt nicht nur dem Kranken und Behinderten, sondern jedem „Nächsten”, der unter den Anforderungen unserer Zeit verunsichert wird und den Sinn des Lebens zu verlieren droht. Die vier Tagzeitengebete geben dem Tag seine Zäsuren und stellen die Kapelle in den Mittelpunkt des geistlichen Lebens. Pastor Alfred Peters schrieb im Betheler Mitteilungsblatt: „In der Mitte des Bauwerks steht eine Kapelle und wiederum in der Mitte ein mächtiger Eichentisch, auf dem und um den herum das Heilige Mahl gefeiert wird, ein Pult steht daneben für das Buch mit dem helfenden Wort, das nicht von der Welt stammt, aber in die Welt hinein möchte. Hier ist die Mitte.”

LeerDas „Haus der Stille” liegt mitten in Bethel, am Wald, zwischen der Zionskirche und dem Mutterhaus. Um einen Innenhof angeordnet, bilden ein Gästetrakt mit 27 Plätzen - je Stockwerk neun Einzelzimmer - eine Kapelle und das Einkehrhaus den Gesamtkomplex. Die Zahl der Tagesgäste muß sich auf 50 beschränken. Die Mitarbeiter des Hauses sind Gastgeber für Gruppen und Kreise, Gemeinschaften und Einzelne, die Einkehrwochen, Wochenende oder Stille Tage begehen wollen. Im Jahresablauf werden vom Haus aus verschiedene Einkehrwochen angeboten, über die ein Plan Auskunft gib. Ein Verein „Haus der Stille”, dem jeder als Förderer beitreten kann, unterstützt die Arbeit in diesem Hause.

LeerIn diesem Jahr wird zum ersten Mal im „Haus der Stille” in Bethel vom 1. bis 8. Oktober eine Einkehrwoche für Theologiestudenten durchgeführt. Unter dem Thema: „Einübung in Glauben und Leben, in Theologie und Kirche” sollen Studenten der Theologie eine Orientierungshilfe für ihr Studium und ihren Dienst in der Kirche erhalten. In Referat und Gespräch, Gebet und Meditation soll deutlich werden: „Der christliche Glaube und seine Reflexionsgestalt, die Theologie, kann in dieser so verworrenen Lage zwischen harten Fronten eine besondere Chance finden. Hilfe zur Lebensorientierung und Impulse zur Weltgestaltung sind in der Vergangenheit reichlich von ihm ausgegangen. Warum sollte er ausgerechnet die Jugend von heute enttäuschen?” (H. M. Müller: „Hirten, die nicht mehr weiden wollen”, DAS Nr. 6, 11. 2. 73).

LeerDiese Meditationstagung wird geleitet von Dr. Gerd Heinz-Mohr, stud. theol. Johannes Lundbeck und dem Schreiber dieser Mitteilung. Von der Kirchlichen Hochschule in Bethel arbeiten mit: Prof. Dr. G. Ruhbach und Prof. Dr. K, Grzegorzewski. Für diese Einkehrwoche im Herbst sind zunächst einmal die Theologiestudenten der beiden hessischen Kirchen eingeladen. Die Kosten für Unterkunft und Verpflegung sowie die Reisekosten werden von den Kirchen übernommen. Hier ist zu erwähnen, daß sich die beiden Ausbildungsreferenten, Dr. Kratz und Dr. Löwe, sehr für die Durchführung dieser Tagung einsetzten. Es ist daran gedacht, diese Einkehrwochen für Theologiestudenten in Bethel zu einer festen Einrichtung zu machen. Schon jetzt haben weitere Landeskirchen ihr Interesse an dieser Arbeit bekundet.

Quatember 1973, S. 190-191

© Joachim Januschek
Letzte Änderung: 13-03-24
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