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Liturgische Nacht
von Siegfried Schüler

LeerUnter „Liturgischer Nacht” konnte sich außer denen, die sie konzipiert hatten, kaum jemand etwas vorstellen. Und dann wurde es ein voll geglücktes Experiment. Fast vier Stunden lang waren mehr als 4000 Menschen, meist junge Menschen, zusammen, um miteinander zu „beten, sich zu bewegen, zu essen, zu hören, zu malen, zu spielen, zu trinken und sich zu unterhalten”. So sprengte die Unternehmung fast alles, was man gemeinhin unter Gottesdienst versteht in Zeit, Raum, Form, Stimmung der Teilnehmer. Ich habe noch nie eine so große Menschenmenge so heiter und von innen heraus so fröhlich erlebt, wie an diesem Abend. Ich habe voller Bewunderung erlebt, wie ein indischer Christ die jubelnde und singende Menge zweimal im Laufe des Abends zu meditativer Stille führte. Und ich habe hier bei einer Diskussion über die Bibel, die ich mit einer Gruppe Menschen aller Altersstufen fast eine Stunde lang hatte (auch das war im Programm vorgesehen), von einem jungen Mädchen gehört, daß diese Stille ihr zum ersten Male auf dem Kirchentag das Erlebnis der Gemeinschaft brachte, auf das sie bis dahin vergeblich gewartet hatte.

Quatember 1973, S. 234-235

© Joachim Januschek
Letzte Änderung: 13-04-08
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