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Paul Sinkwitz
von Wolfgang Krönig

LeerUnter uns leben Künstler, die nicht den ständig wechselnden und möglichst auffällig sich gebärdenden Tagesmoden folgen, die sich nicht in den hektischen Kunstbetrieb unserer Tage einreihen lassen, und es gerade deshalb oftmals nicht leicht haben. Ein Hinweis auf das weniger Lautstarke erscheint daher um so notwendiger, als es heute allzuleicht übersehen und überhört wird.

LeerEin soeben erschienener stattlicher Bildband gibt willkommenen Anlaß, auf einen Künstler und sein Werk hinzuweisen, den man zu den "Stillen im Lande" zählen darf (Paul Sinkwitz, Ausschnitte aus dem graphischen Werk, Rudolf Schneider Verlag, München 1973, 36.- DM). Auf 98 Seiten geben 44 Bilder großen Formats eine sorgfältig ausgewählte Vielfalt bildnerischer Themen und graphischer Techniken: Holzschnitt und Lithographie, Serigraphie und Monotypie, aber auch eine größere Anzahl von Handzeichnungen sowie einige farbige Aquarelle. Die hervorragende Qualität des Drucks und der Bildwiedergabe verdient besonderes Lob; sie bewahrt nicht nur das zeichnerische Liniengefüge der Originale, sondern auch die Farb- und Ton-Werte der verschiedenen Papiere. Überall wird die feine Sensibilität eines Malers spürbar, die auch seinen graphischen Arbeiten zugute kommt. Mit Recht spricht Anton Sailer in der kurzen Einführung des Bandes von einer altmeisterlichen Redlichkeit.

LeerDie Wirkung aber dieser Blätter besteht in dem Einklang von Thema und Technik, von Inhalt und Form. In aller Mannigfaltigkeit der Themen, ob Menschenbild oder Landschaft, überall begegnen wir einer eindringlichen Beschränkung auf das Wesentliche im Ruhenden, Stillen, in sich Geschlossenen. Paul Sinkwitz steht vor uns als ein Künstler, der in unbeirrter Schlichtheit und kraftvoller Innigkeit, abseits von allem Modischen, einem heilen und heilend wirkenden Menschenbild dient. 1899 in Ebersbach in der Oberlausitz geboren, ist er in der Hauptsache bekannt geworden durch ein reiches graphisches Lebenswerk. 1931 an die staatliche Akademie für angewandte Kunst in Dresden berufen, wo er später Professor wurde, folgte er 1955 einem Ruf an die Meisterschule für Malerei in Stuttgart. Seit 1966 lebt er, weiterhin künstlerisch tätig, in Oberbayern.

LeerZu einer kurzen Würdigung des Künstlers gehören jedenfalls einige Hinweise auf seine Werke und zumal auf solche, die durch Wiedergaben und Buchveröffentlichungen zugänglich und bekannt geworden sind. 1950 hatte der Bärenreiter-Verlag (Kassel und Basel) als Buch großen Formats eine Auswahl von Holzschnitten von Paul Sinkwitz herausgebracht, unter denen Blätter wie "Der Rufer" und "Ruhender Weber" das Echte und Ursprüngliche seiner Kunst nach Thema, Technik und Form eindringlich bekunden. Man geht kaum fehl mit der Behauptung, daß gerade von solchen Blättern eine erhebliche Wirkung ausgegangen ist, die freilich in unserer schnellebenden Zeit nur allzu rasch vergessen wird.

LeerBiblische Stoffe aber haben vor allem den Künstler zeitlebens beschäftigt, als graphische Einzelbilder und in illustrativen Zyklen. So entstand die Folge der 52 Perikopen-Bilder zu den Sonntags-Evangelien, Holzschnitte und Pinselzeichnungen, die der Quell-Verlag in Stuttgart im Jahre 1956 herausgegeben hat. Die gleiche Bild-Folge brachte dann auch die Evangelische Verlagsanstalt in Ost-Berlin heraus: "Bilder zum Kirchenjahr nach den altkirchlichen Sonntags-Evangelien". Die Fähigkeit kraftvoll schlichter Darstellung mußte Sinkwitz zu solcher volksmissionarischen Aufgabe besonders befähigen. Man möchte bei dieser Gelegenheit den Wunsch aussprechen, daß eine in ihrer Ausdeutung eindrucksvolle graphische Folge der Seligpreisungen eine ähnliche (und zugleich drucktechnisch bessere) Veröffentlichung und Vervielfältigung erführe. Der unvergessene Dresdener Kunsthistoriker Eberhard Hempel veröffentlichte mit seiner kleinen Buch-Monographie über Paul Sinkwitz, mit ihrem einleitenden und die Bilder begleitenden Text eine seiner letzten Schriften: "Eberhard Hempel, Paul Sinkwitz, Maler und Graphiker" Evangelische Verlagsanstalt, Ost-Berlin 1965, 96 Seiten mit 43 Abbildungen. Hier wird auch das malerische Schaffen gewürdigt, wenn auch leider mit nicht ganz ausreichenden Abbildungen.

Quatember 1973, S. 244-245

© Joachim Januschek
Letzte Änderung: 12-11-08
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