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Küster und Sakristan
von Peter Pollmann

LeerDas war für unsere südhannoverschen Küster ein großes Erlebnis! Lutherische Küster und Küsterinnen lernten die römisch-katholische Kirche und römisch-katholische Sakristan-Kollegen kennen. Die Küsterrüstzeit des hannoverschen Sprengeis Göttingen für das Jahr 1974 fand, wie üblich, im CVJM-Heim Dassel statt. Über 30 Teilnehmer im Alter von 28 bis 76 Jahren fanden sich schnell zu einer guten Gemeinschaft zusammen. Am ersten Abend wurde das Lebenswerk Constantin v. Tischendorfs mit Hilfe einer Lichtbildreihe aufgezeigt. Seine Bemühung um die Heilige Schrift wurde als eine Vorbereitung und Vorarbeit für die heutige ökumenische Bibelübersetzung gewürdigt.

LeerAm nächsten Morgen sammelten sich alle - d. h. unsere inzwischen eingetroffenen römisch-katholischen Gäste und wir - zu einer Bibelarbeit über Epheser 4, 1-16. Vom Bibeltext her wurden Hilfen gegeben, das Fundament der Kirche und ihrer getrennten Glieder zu erkennen und dafür zu danken. Der Sprengel-Geschäftsführer des Männerwerkes, Diakon R. Jansen-Harriehausen, führte dann sehr gründlich in das „Römisch-katholische Kirchenverständnis” ein. Eine äußerst lebhafte und gute Aussprache, die vieles weitere klärte, schloß sich an. Am Nachmittag brachte ein Autobus die fröhliche Küsterschar nach Holzminden, wo uns Dechant H. Machens die neue St. Josephs-Kirche zeigte. Eine so biblisch-liturgische Kirchenführung hatten wir alle noch nicht erlebt. Mit welcher Bibelkenntnis und Liebe zum Gottesdienst die Einrichtung der schlichten Kirche erläutert wurde, war uns eine große Freude.

LeerBesonderer Aufmerksamkeit widmeten wir der praktisch eingerichteten Sakristei mit vielen modernen wertvollen Paramenten und Geräten. Der Sakristan hatte zur Erklärung verschiedene „Küsterarbeiten” vorbereitet, z. B. die Paramentierung des Celebrationskelches und die Bereitstellung der Priester-Gewänder. Nach einer Orgelspielprobe und einer Läuteprobe fuhren wir in das benachbarte Bevern. Auch dort führte Dechant Machens uns durch die Filialkirche der heiligen Hedwig und die gepflegten Gemeinderäume. Die Besichtigung der römisch-katholischen Pfarrkirche in Stadtoldendorf brachte dann weitere Anregungen für die Küsterarbeit. Die große Liebe, mit der die Gotteshäuser geschmückt und geordnet waren, beeindruckte sehr. Am Abend dieses erfüllten Tages berichtete Landessuperintendent Stark- Göttingen sehr ernüchternd über die in der hannoverschen Landeskirche anstehenden Probleme.

LeerDie verbandsmäßige Küsterarbeit in der römischen und lutherischen Kirche wurde am nächsten Vormittag erörtert. Daß die hauptberuflichen römisch-katholischen Sakristan-Kollegen vor der ersten Anstellung eine Prüfung nach vierteljährlicher Vorbereitung ablegen müssen, rief großes Staunen hervor. Um die gesamte Küsterarbeit in den Evangelischen Kirchen zu heben und zu fördern, wären ähnliche Maßnahmen wohl auch bei uns heilsam! Es wurde beschlossen, zu allen weiteren Küsterrüstzeiten römisch-katholische Kollegen einzuladen.

LeerDie Küsterrüstzeit 1974 wurde mit der Feier der evangelischen Messe als Bittgottesdienst für die Einheit der Kirche im Beisein unserer römisch-katholischen Sakristan-Gäste beschlossen.

Quatember 1974, S. 108-109

© Joachim Januschek
Letzte Änderung: 13-12-12
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