 Mit besonderem Dank ist der Aufsatz von Jürgen Boeckh unter dem Titel: „Kirche mit beschränkter Duldung” in Nr. 1/1974 zu vermerken. Es ist sehr zu begrüßen, daß dieser Artikel gutes und den Unkundigen vielleicht erschreckendes Material über Kirche und Religion in der Sowjetunion bringt, weil hierzulande oft sehr widersprüchliche Auffassungen umgehen. Dabei kann man feststellen, daß diese verschiedenartigen Meinungen keinen Grund in Tatsachenkenntnis haben, sondern ideologisch begründet sind, oder besser gesagt, in politischen Kategorien. Darum sei es erlaubt, noch einige Hinweise für den zu geben, der sich weiter mit diesen Fragen befassen möchte. Vor Jahren hat Prof. D. Dr. Robert Stupperich im Luther-Verlag, Witten, ein Bändchen unter dem Titel: „Kirche und Staat in der Sowjetunion, Gesetze und Verordnungen” herausgegeben, in dem das amtliche Material über das Verhältnis von Kirche und Staat zusammengestellt ist. Ganz besonders lesenswert ist in einer gewissen Rückschau das im Jahre 1947 im Verlag der sowjetischen Militärverwaltung in Deutschland von O. Fjodorow her ausgegebene Heft „Die Religion in der UdSSR”. Dort heißt es im Vorwort: „Die Aufgabe dieser Schrift ist es, die breiten Kreise der Öffentlichkeit über die Stellung der Religion und die Lage der Kirche in der UdSSR wahrheitsgemäß zu informieren und aufgrund von Tatsachen und Dokumenten die wirkliche Linie und die Praxis der Sowjetmacht in dieser Frage aufzuzeigen.” Wenn man die Gesetze und diese Darstellung miteinander vergleicht, wird man mit Erstaunen eine erhebliche Diskrepanz feststellen. Dazu bedeutet Heft 7/1969 der Zeitschrift für Gegenwartsfragen des Ostens „Osteuropa” mit vielen Aufsätzen zum Thema „Religion und Atheismus in der Sowjetunion” eine sachlich hervorragende und notwendige Ergänzung.
Quatember 1974, S. 119
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