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Wolfgang Krönig 70 Jahre
von Hans Carl von Haebler

LeerLieber Bruder Krönig. Ein Mann, der so viele Bücher besprochen hat wie Du, darf erwarten, daß auch er einmal besprochen wird. Dein 70. Geburtstag gibt dazu willkommenen Anlaß. Dazu dienen mir folgende Bücher: „Festschrift für Wolfgang Krönig”. Aachener Kunstblätter Band 41/1971. Verlag L. Schwann, Düsseldorf und „Wolfgang Krönig: Altenberg und die Baukunst der Zisterzienser”. Altenberger Dom-Verein, Bergisch-Gladbach.

LeerAls Du zur Bruderschafts kamst, war wohl auch unter uns das Interesse an Deinem Fach, der Kunstgeschichte größer als heute. Das sollte Dich nicht irre machen. Für eine Zeit, die ganz der Zukunft zugewandt ist, und für Menschen, die nur für die Kunst des Tages zu haben sind und Geschichte für eine überflüssige Beschäftigung mit Dingen halten, die uns nichts mehr angehen, hat die Kunst früherer Zeiten nur noch einen musealen Wert, es sei denn die Werbung von Reisegesellschaften zöge die Aufmerksamkeit der Touristen auf sie, was dann immerhin zu einer intensiveren Beschäftigung mit ihr anregen könnte.

LeerDabei wird ganz vergessen, daß auch die Vergangenheit ihr Futurum hat, ein Futurum exactum, in dem erst zu unserer Kenntnis gelangt oder gelangen wird, was längst gewesen ist. Zur Zukunft gehört ja auch die noch unbekannte oder noch nicht enträtselte und deshalb auch noch nicht bewältigte Vergangenheit, die darauf wartet, ans Licht gebracht, ins Bewußtsein gehoben, gedeutet und ausgewertet zu werden. So gesehen ist Kunstgeschichte geistige Grundlagenforschung, wobei es einerlei ist, ob sie sich mit der Frühgeschichte oder mit der jüngsten Vergangenheit befaßt.

LeerDu hast an dieser Forschung leidenschaftlichen Anteil genommen. In den 37 Studien der Festschrift, die Freunde und Schüler Dir gewidmet haben, spiegelt sich der weite Horizont Deines Arbeitsfeldes. Da ist von der Bedeutung des Ziegelsteins für die ägyptische Kultur und für die Kultur überhaupt die Rede - auch Du hast Dich mit ägyptischer Kunst befaßt; da finden wir Abhandlungen über Buchmalerei, über die normannische und Staufer-Kunst in Sizilien, über Renaissance-Architektur, flämische Malerei - lauter Gebiete, auf denen auch Du zu Hause bist. Auch das 19. und 20. Jahrhundert hast Du in Deinen Gesichtskreis einbezogen und u. a. die Arbeiten Rudolf Kochs und unserer Brüder Ernst Gorsemann und Helmut Uhrig gewürdigt.

LeerEinen besonderen Dienst aber hast Du uns durch die Deutung christlicher Kunstwerke erwiesen, die ihren Niederschlag u. a. in Deinem schönen Engel-Büchlein (Friedrich Wittig-Verlag, Hamburg 1957) und in Deinen Publikationen über das Vesperbild (vor allem im Walraff-Richartz-Jahrbuch 1962) gefunden hat. In dem Schriftenverzeichnis der Festschrift habe ich noch viele andere Aufsätze gefunden, die sich mit der Kunst im Dienst des Glaubens befassen.

LeerHier möchte ich nur noch etwas zu einem Buch sagen, das in der Biographie noch nicht angeführt ist, aber unser besonderes Interesse verdient: Altenberg und die Baukunst der Zisterzienser. Mit diesem Buche hast Du uns mehr gegeben, als der Titel verrät, nämlich eine Geschichte der Ausbreitung und Entwicklung der Zisterzienser Baukunst, die in der erstaunlich kurzen Zeit von rund fünfzig Jahren ganz Europa mit einem Netz von Klosterkirchen überzog und für die Altenberg nur ein Beispiel ist. Dabei finde ich, daß Du das Hauptproblem, die angemessene architektonische Gestalt für die wachsende Anzahl der Altäre, besonders gut herausgearbeitet hast. Vielleicht hätte noch die für die Zisterzienser so typische Ornamentik des Altenberger Doms, die ja in einem weiteren Sinne auch zur Baukunst gehört, Erwähnung verdient. Ich meine das Laubwerk, das an den Kapitellen die dem heiligen Bernhard so verhaßten Bestien verdrängte und auch als einziger Schmuck im nüchtern-grauen Glas der Fenster wiederkehrt. Aber das wäre wohl ein Kapitel für sich, obwohl es zum Gesamteindruck gehört. Ob Du uns dazu wohl noch etwas sagen könntest?

LeerAber ich wollte Dir ja, wenn auch mit Verspätung, gratulieren und Dich nicht mit Fragen belästigen. Viele gute Wünsche also für Dein weiteres Leben und für Deine weitere Arbeit und herzlichen Dank für die Dienste, die Du uns Brüdern und auch den Quatemberlesern immer wieder erwiesen hast.

Dein Hans Carl von Haebler

Quatember 1974, S. 249-250

© Joachim Januschek
Letzte Änderung: 13-12-12
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