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Ordo Crucis
von Reinhard Mumm

LeerAnfang Januar war ich mit meiner Frau in Norwegen. Der Ordo Crucis hatte mich gebeten, wahrend seiner Einkehrtage in Gsandvolden, 70 km nördlich von Oslo, zu den Brüdern zu sprechen. In der lebhaften Aussprache fragte mich ein Ordo-Bruder: Hat die Kirche den Vorrang oder die Bruderschaft? Diese Frage ist kennzeichnend und gefährlich zugleich! Michaelsbruderschaft und Ordo Crucis sind durch viele Gemeinsamkeiten verbunden, aber sie leben in einer ganz verschiedenen kirchlichen Lage. In Norwegen gibt es wie in den anderen skandinavischen Ländern eine einheitliche bekenntnisbestimmte Volkskirche; dieser seiner Kirche weiß sich der Ordo Crucis verpflichtet. In Deutschland, Osterreich, der Schweiz und im Elsaß leben wir in sehr verschiedenen Kirchen, mit unterschiedlichen Bekenntnissen, liturgischen und kirchlichen Ordnungen. Wir sind fast unausweichlich genötigt, unsere Kirchen kritisch zu sehen. Zwischen der Kirche des Glaubens und dem geschichtlichen Kirchentum empfinden wir die Distanz deutlicher als unsere Brüder im Norden.

LeerLetztlich darf es keine Konkurrenz zwischen Kirche und Bruderschaft geben. Eine Bruderschaft, die die Kirche vernachlässigt, wäre keine Bruderschaft mehr. Der Dienst in der Bruderschaft und für die Bruderschaft will immer ein Dienst an der Kirche und für die Kirche sein. Das kann freilich konkret bedeuten, in besonderer Weise Zeit, Kraft und Geld für den Dienst der Bruderschaft einzusetzen. Es kann bedeuten, deshalb auf andere kirchliche Dienste zu verzichten. Es kann auch bedeuten, kritisch offiziellen kirchlichen Äußerungen zu begegnen. Wir wissen uns nicht berufen, uns den geprägten kirchlichen Verhältnissen einfach anzupassen; wir halten die Bruderschaft aber auch nicht für eine Ersatzkirche. Vielmehr wollen wir dabei bleiben, „an der Kirche zu bauen, weil wir selber Kirche sind”

LeerEs ist heilsam für uns und für die gesamte Kirche, die sich in den verschiedenen Kirchen manifestiert, wenn die Bruderschaften, die in den verschiedenen Kirchen leben, sich begegnen. Dazu können alle beitragen. Ich bitte jeden, der auf eine Reise geht, zu überlegen, ob er seinen Bruder in einer befreundeten Bruderschaft besuchen kann. Unser Sekretariat in Hamburg, der Leiter von Kloster Kirchberg, der Herausgeber des Rundbriefes Bruder Gudelius und ich besitzen Listen von Anschriften der Mitglieder des Ordo Crucis und des Theologischen Oratoriums. Wer eine Reise plant, kann sich dort erkundigen. Durch persönliche Begegnungen werden wir unsere Gemeinschaft starken und persönlich reichen Gewinn haben.

Quatember 1981, S 124

© Joachim Januschek
Letzte Änderung: 12-08-27
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