|
von Per Lønning |
Liebe und sehr verehrte Brüder und „Brüderinnen”: Mir ist der ehrenvolle und erfreuliche Auftrag anvertraut worden, ein Grußwort und ein Dankwort seitens der hier anwesenden ausländischen Gäste - genauer: derer aus dem nördlichen Erdkreis - auszusprechen. Daß die Gast-Freundschaft, die uns bei dieser Gelegenheit gezeigt worden ist, viel mehr ist als eine Geste der Freundschaft, wissen wir auch dadurch, daß die Evangelische Michaelsbruderschaft so häufig, besonders in den letzten Jahren, Brüder aus unseren geistig verwandten Bruderschaften und Gebetskreisen in anderen europäischen Ländern eingeladen hat, um die gegenseitige Gemeinschaft im Gespräch und im Gebet zu vertiefen. Wenn die geistige Gemeinschaft zwischen unseren Kreisen über die Jahre nicht nur fortbestanden hat, sondern sich in gegenseitiger Fürbitte und gemeinsamer Arbeit immer mehr verstärkt, gebührt wohl die Ehre dafür vor allen anderen dem Großbruder der Evangelischen Michaelsbruderschaft. Wenn wir heute an dieser besonderen Feier teilnehmen dürfen und die Freude und Dankbarkeit unserer deutschen Brüder als unsere eigene Freude und Dankbarkeit erleben, dann ist dies nicht nur und nicht vorerst eine Markierung des Jubiläums als eines einzelnen, feierlichen Ereignisses, sondern der natürliche Ausdruck der Gemeinschaft unserer Bruderschaften und der Dankbarkeit, die wir alle fühlen für das, was uns Gott durch das Leben und Wirken der Evangelischen Michaelsbruderschaft geschenkt hat. Fünfzig Jahre sind wohl an sich, in der Perspektive der ganzen Kirche Jesu Christi, kein überwältigender Zeitraum. Manche von uns - vielleicht auch die meisten, sind selbst älter und wissen aus persönlicher Erfahrung, daß es keine große Kunst ist, fünfzig Jahre alt zu werden. Dafür braucht man nur die Zeit laufen zu lassen. Bemerkenswert ist es jedoch, wie nahe sich die Kreise, die wir hier vertreten, einander im allgemeinen im Alter stehen. Die Jahre um 1930 waren eine ganz besondere Zeit im Leben unserer Kirchen, eine Zeit, wo die Kirche wieder anfing zu entdecken, was es heißt, Kirche zu sein. Man hatte sich lange so sehr mit den Auswirkungen der Kirche in der modernen Gesellschaft beschäftigt, daß in weiten Kreisen vergessen war: Die Kirche besteht nicht nur aus diesen und jenen besonderen psychologischen und soziologischen Auswirkungen, die Kirche hat und die Kirche ist Kern. In die Welt hinaus gehen, das kann nur eine Kirche, die erst an den Altar getreten ist. Nur eine Kirche, die weiß, was es bedeutet, um den Tisch des Herrn zu treten und von dem Tisch des Herrn zu leben, hat eine Einladung in die Welt hinaus zu vermitteln. Aus dieser Vision heraus sind unsere Bruderschaften entstanden. Nicht als Sonderkirchen. Nicht als ecclesiolae in ecclesia, sondern als Visionsvermittler für die ganze Kirche, in der ganzen Kirche, mit der ganzen Kirche. Wir wollen einander helfen, in der Kirche zu leben, damit wir gemeinsam der ganzen Kirche dazu helfen können, als Kirche zu leben. Unsere Waffe Nummer eins die Fürbitte. Brüder: ich möchte Ihnen im Namen der heute mit Ihnen hier versammelten ausländischen Gäste ein „zum Glück” und ein weiteres „Glück auf” wünschen. Ausländer sind wir ja hier nur in einem ganz technisch-auswärtigen Sinne. Wir sind hier als Brüder unter Brüdern und zwar in der Mitte der Communio Sanctorum. Und wenn wir Ihnen hier heute unseren Dank aussprechen, dann ist es ein Dank für das, was Gott selbst seinen Kindern durch ihr Zusammensein in der Familia Dei geschenkt hat und immer noch schenkt. Ihm allein sei die Ehre! Quatember 1982, S. 10-11 |
© Joachim Januschek Letzte Änderung: 12-08-29 Haftungsausschluss |