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Frauen im Aufbruch vor 750 Jahren: Kloster Kirchberg
von Adolf Klek

LeerEine „Gottesstadt” - fast vergessen

BurgtorLeerIn einer heute noch idyllisch anmutenden Landschaft mit Waldkuppen, Feldern, verstreuten Dörfern liegt vor der Silhouette der Schwäbischen Alb die Klosteranlage Kirchberg wie eine kleine Stadt auf einem niedrigen Bergausläufer. Ein Dutzend Gebäude bestehen noch, auch ein Mauerring mit kunstvollem Eingangstor. Der Platz gehört zur Markung Renfrizhausen und somit heute zum Gebiet der Stadt Sulz am Neckar.

LeerIm topographischen Dreieck zwischen Schwäbischer Alb, Schwarzwald und Schönbuch stellt Kirchberg etwa den Mittelpunkt dar, und es hat tatsächlich für die Bevölkerung in diesem Raum jahrhundertelang große Bedeutung als Zentrum des weit verstreuten, ausgedehnten Klosterbesitzes besessen. „Gotteshaus” haben die Nonnen ihr Kloster gern benannt - „Gottesstadt” wäre für die Gesamtanlage im Vergleich zu manchem mittelalterlichen Städtlein keine Übertreibung. Ob das „fromb und gottseelig” Leben darin ähnlich auswirkungsreich für die Umgebung wie der Besitz gewesen ist, kann nicht so leicht beurteilt werden.

LeerEs fällt aber auf, daß unter der heutigen Bevölkerung im Umkreis nur wenige etwas vom früheren Kloster Kirchberg wissen oder es schon besucht haben. Viel bekannter sind die am Rande des genannten Dreiecks liegenden Klosterorte Bebenhausen oder Alpirsbach. Sie sind in Verkehrsströme einbezogen und wegen großartiger architektonisch-künstlerischer Bauwerke auch für den neuzeitlichen Tourismus interessant. Kirchberg ist dagegen heute nur Endpunkt eines Sträßleins oder eine Zwischenstation auf Wanderwegen. Es besitzt kein Münster, immerhin aber eine Klosterkirche, die gegenwärtig renoviert wird. Klausurgebäude aus dem Mittelalter sind abgetragen; nur ein Gebäudeflügel, der in der Barockzeit imposant gestaltet wurde, ist erhalten geblieben. Schlichte Baukunst ist da und dort zu sehen. Bewegliche Kunst-und Kulturschätze sind teils an viele Orte verstreut, teils werden sie restaurier!.

LeerDas Kloster, zuletzt mit 31 Nonnen belebt, hat im Jahre 1805 im Zuge der Säkularisation zu bestehen aufgehört. Ein landwirtschaftlicher Domänebetrieb nutzte danach die Klosteranlage teilweise aus. Eine Ackerbauschule war zeitweise damit verbunden. Seit im Jahre 1958 das „Berneuchener Haus” als Stätte der Einkehr und Begegnung im Barockflügel gegründet und inzwischen auch auf die übrigen Gebäude ausgedehnt wurde, ist Kirchberg vermehrt Reiseziel und kurzfristiger Aufenthaltsort von Menschen aus dem ganzen deutschsprachigen Raum. Die Glocke läutet wieder wie für die Klosterschwestern mehrmals am Tage zum gemeinsamen Gebet, das eine fest ansässige Hausgemeinde mit den Gästen vereint.

LeerWenn jetzt im Jahre 1987 auf die Zeit der Klostergründung vor 750 Jahren zurückgeblickt wird, können Gründe für manche Eigenart dieser Gottesstadt auf dem Kirchberg - auch gerade für ihre Abgeschiedenheit und Bescheidenheit - in den Verhältnissen und Entscheidungen jener Zeit erkannt werden.

Die Gründungs-Frauen

LeerIn einer lateinisch abgefaßten Urkunde wird im Jahre 1237 festgehalten, daß Burkard, Graf von Hohenberg, seine Besitzungen Kirchberg den heiligen und frommen Frauen (sanctis et devotis feminis) verschenkt und verkauft, die sich hier in einer schon sichtbaren jungen Pflanzstätte der Frömmigkeit befinden. Fünfzig Mark Silber werden als Kaufentgelt festgelegt.

LeerDie Frauen leben also schon auf dem Kirchberg, und zwar sehr wahrscheinlich in der Burg, die ehemals Sitz eines Dienstmannengeschlechts der Grafen von Hohenberg war. Das Schwesternbuch von 1691, in dem der Beichtvater und Prediger des Klosters Kirchberg, Pater Keßler, ältere Niederschriften verarbeitet hat, macht Angaben darüber, wer sich zu dieser Frauengemeinschaft zusammengefunden hatte. Nach diesem Schwesternbuch waren die Stifterinnen zu dritt: Elisabeth, aus dem „hochgräflichen Geschlecht Buren”, dazu die beiden Schwestern Willeburg und Kunigund aus der „hochgräflichen Familie Hohenberg”.

LeerDie Betonung der hochgräflichen Abstammung könnte mit dem späteren Wunsch zusammenhängen, für das Kloster möglichst vornehme Stifterinnen zu besitzen. Wenn die Schwestern Willeburg und Kunigund tatsächlich nahe Verwandte oder gar Geschwister des Grafen Burkard von Hohenberg waren, erscheint es sonderbar, daß sie in der Gründungsurkunde nicht auch mit Namen genannt sind. Bei Elisabeth von Buren handelt es sich wahrscheinlich um eine Angehörige des niederadligen Geschlechts, das sich nach der nahegelegenen Burg Buren oder Beuren nannte. Herren von Beuren erscheinen in dieser Zeit im Gefolge der Grafen von Hohenberg als Zeugen. Elisabeth von Beuren hatte vermutlich gleich ihre Tochter Werntrud bei sich; es wird berichtet, daß diese als neunjähriges Kind ins Kloster kam. Elisabeth wird also wohl entweder Witwe gewesen sein oder ihren Ehemann verlassen haben - falls sie überhaupt vorher verheiratet war. Angeblich hat sie es aus Demut abgelehnt, erste Vorsteherin des Klosters zu werden. Dieses Amt übernahm als Priorin Willeburg von Hohenberg.

LeerUnter den Zeugen in der Übergabeurkunde sind zwei Brüder des Dominikanerordens aus Esslingen aufgeführt. Sicher war von Anfang an beabsichtigt, was dann im Jahre 1245 erreicht wurde: Die Stiftung wurde durch den Papst als Frauenkloster anerkannt und dem Dominikanerorden unterstellt, dessen Regel im Kern der des Augustinerordens entspricht.

Klosterbau auf dem Kirch-Berg

LeerDie Zahl der Klosterfrauen stieg rasch. Bis zum Jahr 1305 sind annähernd fünfzig Schwestern urkundlich nachweisbar. Einige kamen schon im Alter von acht bis dreizehn Jahren, eine davon als vierjähriges Kind ins Kloster, Schon des Zustroms wegen mußte alsbald nach der Besitzübernahme der Bau eines Klosters in Angriff genommen werden.

LeerDies geschah unter Einbeziehung von Mauern der Burg (Reste sind heute noch beim Klausurgarten sichtbar) und anscheinend auch unter Weiterverwendung von Stücken einer Kirche aus romanischer Zeit. Die Lynette mit dem Gotteslamm, die später in die jetzige Kirche als Wandschmuck übernommen wurde, könnte daher stammen.

Glockenturm Kloster KirchbergLeerEs ist anzunehmen, daß die Burg Kirchberg ihren Namen von einer hier bereits bestehenden Kirche hatte. Daß der Kirchberger Kirchenpatron Johannes der Täufer war, spricht dafür, daß es die Taufkirche innerhalb der Mutterpfarrei Weildorf war. Die Kirche Sankt Peter zu Weildorf ist zu den Urkirchen aus der Christianisierungszeit im 778. Jahrhundert zu rechnen. Zu ihrem Sprengel gehörten acht Siedlungsplätze der Umgebung, darunter auch Kirchberg. Das Vorhandensein einer Taufkirche innerhalb des Sprengeis ist typisch für jene Zeit. Quellwasser zur Taufe gibt es auf dem Kirchberg. Die Bildsprache der Lynette - Gotteslamm mit Kreuz und Siegesfahne, umgeben von Schwein, Bock und Löwe - läßt sich auch in bezug zur Taufe als Absage an wüste, geile und wilde Triebe deuten. Als Gotteslamm wurde Jesus bei seiner Taufe durch Johannes bezeichnet.

LeerWas im Jahre 1237 als Kirche auf dem Kirchberg erbaut wurde, ist im wesentlichen die bis heute bestehende Klosterkirche. Sie war ursprünglich allerdings im gotischen Stil gestaltet, auch wohl kleiner. Im Jahre 1688 wurde sie im Stil der Barockzeit verändert. Sicher war es von Anfang an ein schlichtes Bauwerk. Das entsprach den Grundsätzen der Dominikaner. Kennzeichen ihrer Kirchen ist - wie in Kirchberg -, daß sie keinen Turm, sondern nur einen Dachreiter für kleine Glocken besitzen.

LeerAuch die Klausurgebäude der Gründungszeit werden in bescheidener Zweckmäßigkeit errichtet worden sein. Nur zwei Fensterreihen des Kreuzganges mit gotischem Maßwerk sind davon bis heute erhalten geblieben.

Paradies auf dem Berge

LeerObwohl die Weiterverwendung vorhandener Gebäudeteile von Burg und Kirche für den Klosterbau zweckmäßig und vernünftig war, scheint es doch damals oder später auch den Wunsch gegeben zu haben, in einem Kloster zu leben, das auf dem nahen höchsten Punkt der Bergkuppe, dem Wandbühl, steht.

LeerIm Schwesternbuch wird berichtet, man habe schon die Baumaterialien dort hinaufgeführt und den Fundamentstein gesetzt, aber dreimal sei das Wunder geschehen, daß der Fundamentstein in der Nacht an den Platz gekommen sei, wo jetzt das Kloster steht. Man kennt solche Sagen auch von anderen Orten zur Rechtfertigung von Standortentscheidungen. Wenn die oberste Berghöhe als Klosterplatz erstrebenswert schien, so mag dabei nicht nur an das Gesehenwerden und die prächtige Aussicht gedacht worden sein. Man stellte sich im Mittelalter das Paradies als einen beschlossenen Garten auf dem Gipfel eines Berges vor. Wenn der Kirchenvater Augustin sein Hauskloster als das himmlische Jerusalem verstand und außerdem auch jede Kirche als Abbild des himmlischen Jerusalem oder des Paradieses gesehen wurde, so verband sich mit dem Gipfelstandort die Erwartung, hier die paradiesische Gottesnähe noch besser erfahren zu können. Solche Leitbilder bekamen Leuchtkraft in der wirren Zeit des 12./13. Jahrhunderts. Es ereignete sich damals eine enorme Zunahme der Bevölkerung im Stauferreich, das Entstehen eines starken Frauenüberschusses infolge der Kreuzzüge und Fehden, ein Aufschwung in Landwirtschaft, Handel und Gewerbe, ein Aufblühen des Städtewesens, ein beschleunigter Wandel im ganzen Gesellschafts- und Wirtschaftsgefüge.

LeerDie erschütternden Auseinandersetzungen zwischen den Päpsten und den Kaisern ließen überkommene Maßstäbe und Orientierungen ins Wanken geraten. Besonders vom führenden Adel verlangten sie oft ein rasches Umstellen auf neue Machtverhältnisse.

LeerEin immer dichter gewordenes Netz von Pfarrkirchen und Kapellen erfaßte auch die unteren Bevölkerungsschichten und brachte in die Dynamik der Zeit eine Verstärkung der religiösen Dimension.

Frauenbewegung läßt Klöster entstehen

LeerUnter den Frauen des Adels hatte der Minnesang zur Entwicklung des Selbstbewußtseins geführt. Aber im Minne-Ritual waren doch auch Störungen in der Sozialstruktur und im Verhältnis der Geschlechter zueinander zum Ausdruck gekommen.

LeerJetzt gingen gerade Frauen der oberen Schichten in Opposition. Sie suchten etwas anderes, das Abenteuer der Armut, der Arbeit und der Gleichheit mit Frauen aus niedrigerem Stande, das Freisein von Zwängen der Ehe. Wenn die Priesterehe etwas so Sündhaftes war, mußte es doch besser sein, auf Ehe überhaupt zu verzichten. Ein Bedürfnis nach tiefgehender Frömmigkeit für Herz und Verstand stellte sich in allen Bevölkerungsschichten ein. Für die Anliegen der Frauen boten die im 13. Jahrhundert entstandenen Bettelorden der Franziskaner und Dominikaner in ihren Frauenklöstern Möglichkeiten der Verwirklichung. Viele Klöster wurden neu gegründet, bezeichnenderweise in Städten und Dörfern. Oft ergab sich das Kloster als Weiterenlwicklung einer freieren Sammlung von Frauen, die sich als Klausnerinnen oder Beginen dem Gebet und Werken der Nächstenliebe widmeten. Allein in dem Gebiet zwischen Schwarzwald, Schönbuch und Schwabischer Alb entstanden im 13. oder 14. Jahrhundert folgende Dominikanerinnenklöster: Rottweil, Oberndorf, Sulz, Horb, Dornstetten, Reutin bei Wildberg, Bergfelden, Kirchberg, Weildorf, Haigerloch, Stetten bei l laigerloch, Gruol, Binsdorf, Rangendingen, Stetten bei Hechingen. Allerdings hörte manches Klösterlein bald wieder zu bestehen auf. Räuberische Angriffe und andere Bedrängnisse waren nicht selten. Sicher entsprachen die Klöster auch einfach dem Bedürfnis, unversorgte Töchter unterzubringen.

Mystische Frömmigkeit

LeerOhne Zweifel hat die Entwicklung des Klosters Kirchberg die der anderen Klöster übertroffen. In materieller Hinsicht wirkte sich die besondere Begünstigung durch das führende Geschlecht der Grafen von Hohenberg aus. Stiftungen vieler ihrer ritterlichen Dienstmannen kamen dem Kloster zugute. Sie erfolgten nicht nur dann, wenn eine Tochter ins Kloster eintrat. Ein Besitzverzeichnis vom Jahr 1560 nennt Güter des Klosters in 27 Ortschaften. Hinsichtlich der geistlichen Prägung des Klosters Kirchberg tritt eine mystische Frömmigkeit hervor (Mystik = Schließen der Augen zur Versenkung ins Innere). Der Tageslauf der Klosterfrauen war davon bestimmt, sich in die Betrachtung des Lebens Jesu und in das gesprochene oder gesungene Gebet mit allen Kräften zu versenken.

LeerDer geistliche Betreuer der Nonnen, ein Dominikanermönch, gab dazu Vorbild und Anweisung. Gemäß dem Auftrag ihres spanischen Ordensgründers Dominikus hatten die Predigermönche nicht trockene Lehrsätze weiterzugeben, sondern sehr praktische Anleitungen zu einem selbständigen, freudevollen Erkennen und Erleben der Gegenwart Gottes. In mystischer Glaubenspraxis möchte der einzelne Mensch zur Wohnung Gottes werden. Für die Frauen, die mit ihrer Rolle als Objekt im Sozialgefüge nicht mehr zufrieden sein konnten, bot solches Klosterleben die befreiende Alternative, sich als Subjekt der Gotteserfahrung zu erleben. Das konnte sich in der paradiesischen Abgeschiedenheit bis zu frommer Verzückung hochsteigern. Sicher kann der mystische, nach innen gewandte Frömmigkeitsstil der adeligen, später auch bürgerlichen Klosterfrauen als Erklärung dafür dienen, weshalb Kirchberg nicht in dem Maße eine Ausstrahlungskraft nach außen erreichte, wie sie bei Klöstern der männlichen Benediktiner oder Zisterzienser durch deren Pioniertätigkeit in Landbau, Handwerk und künstlerischen Fertigkeiten zustande kam.

LeerEs ereignete sich aber auch für das Kloster bald eine Abschwächung seines anfangs recht verheißungsvollen Gewichtes als gesellschaftspolitischer Faktor in der Grafschaft Hohenberg.

Klostergründung zur Herrschaftssicherung

LeerAls Burkard III. von Hohenberg seine Unterstützung zur Klostergründung auf dem Kirchberg gab, wagte er einiges Neue. Durch familiäre Bindungen war ihm das Kloster Bebenhausen als Männerkloster nach der Zisterzienserregel bekannt. Kirchberg aber sollte nun eine ganz neue geistliche Ausrichtung bekommen und als reines Frauenkloster geführt werden.

LeerEntspringt die ungewöhnliche Bedingung, für die Besitzübergabe einen Geldbetrag zu verlangen, einer vorsichtigen Zurückhaltung und der Absicht, den unerfahrenen Frauen einen Ansporn zu vernünftigem Wirtschaften zu geben? Laut Schwesternbuch wurde das Geld erst bezahlt, als bereits 30 Schwestern im Kloster waren.

LeerDer Schenkungsanteil entsprach in der damals üblichen Auffassung seiner urkundlich belegten Überzeugung, daß die Unterstützung derer, welche sich dem Dienste Christi ganz hingeben, von dem König aller Könige zeitlich und ewig belohnt wird.

LeerGraf Burkard setzte mit dieser Gründung aber auch einen neuen machtpolitischen Akzent. Der Stammsitz seines Geschlechts war seit der Abspaltung vom Geschlecht der Zollern um 1170 durch seinen Großvater die Burg Oberhohenberg auf dem höchsten Teil der Schwäbischen Alb bei Schömberg. Glieder seiner Familie waren als treue Mitstreiter der Staufenkaiser in deren Gefolge mitgezogen. Aber immer mehr erhielt nun neben dem Militärischen auch das Gesellschaftliche und Kulturelle ein Gewicht für Ansehen und Einfluß.

LeerAufstieg, Stagnation oder Niedergang in der Entwicklung einer Adelsherrschaft hingen davon ab, wie es gelang, den weltlichen Familienbesitz mit einem klösterlichen geistigen Zentrum zu verbinden und dabei die Gunst der geographisch-wirtschaftlichen Lage zu erfassen und zu nützen. Graf Burkard III. besaß um die Zeit der Kirchberger Klostergründung neben der Stammburg Oberhohenberg auch mindestens eine der beiden Burgen Haigerloch und die auch im Jahre 1237 erstmals als Stadt Haigerloch bezeichnete Ansiedlung am Fuß der Burgen. Außerdem gehörte zum Familienbesitz die Burg Rotenburg (heute Weilerburg genannt) bei der später von seinem Sohn gegründeten Stadt Rottenburg. Auf Rotenburg ist die Tochter Gertrud geboren, die Gattin des Grafen und späteren Königs Rudolf von Habsburg.

LeerDie Klostergründung Kirchberg konnte für Graf Burkard die Chance eröffnen, Haigerloch zu einem Herrschaftsmittelpunkt mit Burg, Stadt und Hauskloster auszubauen. Die Dynamik der Aufbruchbewegung, besonders unter den Frauen, ließ sich dafür auffangen und ausnützen.

Hohenberger Hauskloster - nur vorübergehend

LeerDie Absicht, das Kloster Kirchberg zum Hauskloster der Hohenberger mit Familiengrablege zu bestimmen, muß auch von den Nachkommen des Stiftergrafen mitgetragen worden sein. Als Graf Burkard im Jahre 1253 auf einem Ritt bei Deckenpfronn in der Nähe von Wildberg vom Blitz erschlagen wurde, brachte man seinen Leichnam zwar zunächst in das nahe Kloster Reutin, das auch von ihm gegründet worden war. Aber später wurde er nach Kirchberg überführt und in einem Familiengrab in der Kirche bestattet. Der Grabstein für ihn, seinen Sohn Albert und dessen Gemahlin Margaretha ist noch heute vorhanden.

LeerZu einem Herrschaftsmittelpunkt Haigerloch paßt es auch, daß Graf Burkards leiblicher Bruder Diepold von Hohenberg Inhaber der Pfarrei Weildorf wurde, zu der wie Kirchberg auch die Oberstadt Haigerloch gehörte. Daß ähnliche politisch-geistige Schwerpunkte geschaffen, dann aber auch wieder zugunsten neuer Konstellationen aufgegeben werden, ist im süddeutschen Raum früher schon bei den Hochadelsgeschlechtern der Zähringer und der Staufer zu beobachten.

LeerBei den Hohenbergern versuchte schon die nächste Generation um 1280 eine neue Schwerpunktsbildung um Rottenburg. Enkel des Grafen Burkard sind schon in einer neuen Familiengrablege im Stift Sankt Moritz in Rottenburg bestattet. Das Stift ist eine Hohenberger-Gründung. Eine Enkelin ist allerdings als Nonne von Kirchberg 1291 urkundlich belegt. In der Klosterkirche auf dem Kirchberg brannte bei der Grabstätte der Hohenberger ein ewiges Licht, unterhalten aus eingegangenen Stiftungen, überwacht - wohl jahrhundertelang - durch die Nonnen. Die Schirmherrschaft über Kloster Kirchberg ging 1381 an das Haus Habsburg über.

Quatember 1987, S. 69-77

© Joachim Januschek
Letzte Änderung: 12-11-15
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