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Gruß einer evangelischen Kommunität
Die Schwestern vom Zionsberg

Leer"Wir Schwestern der Diakonissen-Kommunität Zionsberg e. V. wohnen gemeinsam in Scherfede und leben den Auftrag des Gebetes . . . " lesen Sie in unserem Prospekt. Heute möchten wir uns in diesem Bericht etwas ausführlicher vorstellen. Zur Zeit gehören zehn Schwestern zur Schwesternschaft. Diakonisse Dore Schellenberg, Pastorin, Gründerin und langjährige Vorsteherin/Priorin, verbringt ihren Feierabend im Abendfrieden in Bethel. Dort erhält sie auch die notwendige medizinische Betreuung. Schwester Dore wurde 1950 auf Bitten der Scherfede-Rimbecker Diaspora-Gemeinde vom Mutterhaus Sarepta in Bethel zur Unterstützung des Pfarrers hierher gesandt. Neben den weitverzweigten und vielfältigen Diensten im Kirchenkreis entstand unter ihrer Initiative ein Altenheirn, das bis heute noch der Rimbecker Kirchengemeinde zugeordnet ist. Außerdem wurde eine Pflegevorschule eingerichtet, um den jungen Mädchen bei der Berufsfindung helfen zu können. Ein notwendiger Bau für die Pflegevorschule wurde 1959 begonnen auf einer Erhebung über Scherfede, die damals den Namen "Zionsberg" erhielt, der sich inzwischen "eingebürgert" hat. Auch die Einrichtung eines Kinderheimes erwies sich als notwendig und konnte am Ende des Dorfes in einer alten Villa erfolgen.

LeerNachdem sich junge Mädchen für den Weg der Diakonisse entschieden hatten, stellte es sich heraus, daß die Anbindung an Sarepta für die Probeschwestern zu Unklarheiten führte, weil sie nicht wußten, wohin sie letztlich gehörten. Das gab den Ausschlag zur Gründung des "Diaspora-Diakonissen-Mutterhaus Zionsberg" unter der Oberin Diakonisse Dore Schellenberg und dem Pfarrer Adolf Diestelkamp im Jahre 1958. Die Schwestern arbeiteten und wohnten in den bereits genannten Häusern. Es blieb in der Diaspora eine kleine Schar. Als in dem Strukturwandel der Mutterhäuser mit den Fragen nach Abänderung der inneren Ordnung im Blick auf Kleidung, Gehalt, Ehe und Ehelosigkeit die Diakonissen auf dem Zionsberg ihren Weg vor Gott prüften, kamen sie nach einer Retraite in der Communauté Pomeyrol/Südfrankreich zu dem Entschluß: Wir wollen uns intensiver dem gemeinsamen Leben und dem Gebet zuwenden.

LeerDie innere Linie wandelte sich vom Mutterhaus zur kommunitären Struktur. Die Basis bilden die drei Evangelischen Räte: Armut, Keuschheit, Gehorsam. Der Rechtsakt geschah 1972 (e. V.). Seit Juni 1973 leben alle Schwestern auf dem Zionsberg, nachdem die früheren Arbeitsgebiete in andere Hände übergeben werden konnten. Diese geistliche Neuausrichtung wollten damals nicht alle Schwestern mitvollziehen. Einige Diakonissen aus der Mutterhauszeit sind aber den Weg mitgegangen. Zur Zeit leben wir mit sieben eingesegneten Schwestern und zwei Novizen auf dem Zionsberg. Wir erwarten die nächste Postulantin. Das einjährige Postulat zeigt dann auf beiden Seiten, ob Gott diesen Weg in die Gemeinschaft bestätigt. In diesem Fall erfolgt die Einkleidung und nach etwa siebenjähriger Novizitätszeit eine Einsegnung, die die Hingabe an Gott besiegelt.

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LeerIm Prospekt wird weiter eingeladen ins "Einkehrhaus". Dieses ist eingerichtet in der ehemaligen "Pflegevorschule". 1973 renovierten wir das Haus auf unsere Kosten nachdem es durch die Jugendlichen jahrelang verwohnt war. Die Pflegevorschularbei lief aus, und nach einem Jahr der Verwendung als Spätaussiedlerwohnheim und -Schule ergab sich die Frage der Weiterverwendung. Der Trägerverein wollte das Haus verkaufen. Wir Schwestern sahen aber keinen Ruf, auszuziehen und neu zu beginnen. So fing die Einkehrhausarbeit Weihnachten 1973 klein und bescheiden an in einem Haus, das uns nicht gehörte. Nach etwa fünf Jahren erhielten wir das Haus und Gelände mit allen Verpflichtungen übereignet, da sich kein Käufer fand. Unsere Gästearbeit weitete sich aus. Darum bauten wir 1981/82 eine Kapelle mit einem kleinen Klausurtrakt. So können wir alle Mitbeter ohne Raumnot willkommen heißen zu den Stundengebeten. Kein Gast ist verpflichtet, sich einzureihen, aber eben herzlich willkommen. Um 6 Uhr früh ruft die Glocke zur ersten Gebetszeit. Dann treffen sich die Schwestern, die im Hause sind, alle weiteren drei Stunden zum Gebet. Die Arbeit ruht: "Herr, da bin ich." Inzwischen wissen wir um den "Schatz", der uns damit geschenkt ist, wenn wir auch die Zucht und die Hingabe immer neu einüben müssen, damit weder Routine noch Verkrampfung entstehen.

Leer"Dem Gotteslob ist nichts vorzuziehen", so sagte St. Benedict. Um 9 Uhr wird die Gästegebetszeit dem jeweiligen Kreis der Besucher speziell angepaßt. Alle anderen Horen haben verschiedene Schwerpunkte der Lesungen, Responsorien, des Psalmsingens etc. oder auch das schweigende Anbeten zur Zeit der Sterbestunde unseres Herrn und Heilandes um 15 Uhr.

LeerDa wir keine offiziellen Mitarbeiter angestellt haben (es kommen aber öfter freundliche Mithelfer), ist in Küche, im Haus und Gelände (Garten) reichlich zu tun, zumal die Devise heißt: Die Fürsorge an Geist, Leib und Seele für alle Gäste hat Vorrang. Von uns Schwestern arbeiten zur Zeit drei Schwestern im Einvernehmen mit der Kornmunität außerhalb:
  • Eine Schwester unterrichtet in einem Schulkindergarten der Gemeinschaftsgrundschule in Warburg.
  • die zweite Schwester tut Sozialarbeit im Altkreis Warburg im Auftrag des Kirchenkreises Paderborn.
  • die dritte Schwester leitet einen kommunalen Kindergarten im ca. 5 km entfernten hessischen Wrexen.
LeerHier wäre anzufügen, daß die drei Gehälter, die Pensionsgelder der Gäste, die bezahlen können (Einzelzimmer, 3 Mahlzeiten z. Z. 32,- DM), und die Gaben vieler Freunde unsere Dienste finanziell ermöglichen. Wir nehmen alle Einzelgäste und Gruppen auf, die sich für ihren Aufenthalt einen geistlichen Rahmen wünschen. Es ist uns wichtig, daß wir deutlich machen: Wir sind kein Hotel, keine Jugendherberge oder sonstige Pension. Bei uns finden sich alle Altersstufen ein, ebenso die verschiedenen Denominationen. Manche Gruppen wünschen nur unsere begleitende Teilnahme. Zumeist ist aber unsere Mitarbeit oder Leitung gefragt. Wir freuen uns, daß bei den Einzelgästen auch gerade junge Menschen die Möglichkeit zu Tagen der Stille und zur seelsorgerlichen Begleitung nutzen. Seit Jahren betreuen wir auch gerne DDR-Gästegruppen, die im Sommer einen Aufenthalt in der Bundesrepublik durch den Kirchenkreis ermöglicht bekommen. Es sind "grenzmündige" kirchliche Mitarbeiter, aktiv oder im Ruhestand. Wir bieten an, die Karwoche, den Ostermorgen sowie auch Bibeltage über Pfingsten, eine Bußtags-Retraite, Tage der Begegnung, den 1. Advent und die Weihnachtszeit mit uns zu feiern. Mit den Kirchengemeinden verbinden uns verschiedene Dienste in der Jungschar, in Frauenhilfen und in den Gottesdiensten, zu denen wir oftmals gerufen werden.

LeerUnsere ökumenischen Kontakte bereichern uns seit langen Jahren. Sei es die tiefe geistliche Verbindung zu einem katholischen Pfarrerbruder, der jahrelang mit seinen Pfarrbrüdern am Montag bei uns Einkehr hielt, oder die Treffen mit den katholischen Orden unserer Umgebung, die uns zwei- bis dreimal jährlich zusammenführen, bis hin auch zu den wertvollen Verbindungen zu anglikanischen Ordensgemeinschaften in England, oder zu Diakonissen in den USA. Wir sind uns klar, daß solch ein gedrängter Überblick manche Fragen offen läßt. Viele Schritte werden zu groß sein, als daß der rote Faden kontinuierlich zu erkennen wäre. Darum im Sinne der Heiligen Schrift: "Komm und sieh. . ." Wir wollen uns Mühe geben, dann auf alle offenen Fragen im Gespräch klärend zu antworten. Für heute grüßen wir alle Leser und bitten um ihr Gebet, damit es zur Ehre Gottes gelinge, was in unseren Grundstein der Kapelle gemeißelt wurde, und was uns allen Herzensanliegen ist (Psalm 65,2): "Gott, man lobt Dich in der Stille zu Zion."

Quatember 1988, S. 25-27
© Diakonissenkommunität Zionsberg

Diakonissen-Kommunität Zionsberg

© Joachim Januschek
Letzte Änderung: 12-11-21
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