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Tagung des Zentralausschusses des Ökumenischen Rates in Hannover
von Hans-Dietrich Paus

LeerVom 11. bis 20. August 1988 wird der Zentralausschuß des Ökumenischen Rates (ÖRK) in Hannover tagen. Nach der Sitzung 1974 in Berlin kommt das jährlich tagende Entscheidungsgremium zum zweiten Mal im Bereich der EKD zusammen. Über 200 Vertreter aus den Kirchen, die zum ÖRK gehören, beraten über die Schwerpunktthemen des Rates und bereiten die Vollversammlung 1991 im australischen Canberra vor. Zu den wichtigen Themenbereichen, die in den öffentlichen Plenarsitzungen beraten werden, gehören vor allem der konziliare Prozeß der Verpflichtung für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung, die Frauendekade sowie die Konvergenzerklärung von Lima zu Taufe, Eucharistie und Amt von 1982.

LeerNach den Beschlüssen der Vollversammlung des Ökumenischen Rates 1983 in Vancouver hatte der Zentralausschuß alle Kirchen der Welt eingeladen, auf eine ökumenische Weltversammlung zur gegenseitigen Verpflichtung für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung hinzuarbeiten. Der Vorbereitungsprozeß hat in den bundesdeutschen Kirchen und in vielen Gruppen intensiv begonnen. Nach langem Zögern hatte sich auch die römisch-katholische Kirche entschlossen, an der künftigen Weltversammlung teilzunehmen. Es wird wichtig sein, zu hören, wieweit die Vorbereitungen vorangeschritten sind und welche weiteren inhaltlichen Aufgaben zu diskutieren sind.

LeerDabei ist gerade aus der Sicht der Kirchen des gastgebenden Landes darauf zu achten, aus der Vergewisserung der Vergangenheit heraus Schritte der Versöhnung mit den Völkern des Ostens zu gehen und vor allem in diese Richtung Feindbilder abzubauen. Zum Thema der vollen Teilhabe der Frauen am Leben und der Leitung der Kirche hatte der Zentralausschuß bei seiner letzten Tagung den Beginn einer ökumenischen Dekade zu Ostern 1988 beschlossen.

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Leer„Kirchen in Solidarität mit Frauen” ist diese Dekade überschrieben, zu der von christlichen Frauen aus aller Welt entsprechende Planungen vorliegen. Neben den sicher kontroversen Fragen der Leitungsfunktionen geht es weiter um Theologie aus der Sicht der Frauen und weibliche Spiritualität und das besondere Engagement der Frauen im konziliaren Prozeß. Hier wird es für die Kirchen nötig sein, zu untersuchen, wo Frauen in Theologie, in der Institution und im persönlichen Verhalten immer noch diskriminiert werden und wie dem entgegenzutreten ist.

LeerSchließlich wird der Zentralausschuß die umfangreichen Ergebnisse der Studienprogramme und der Arbeit der Kommission für Glauben und Kirchenverfassung zum Lima-Dokument zu Taufe, Eucharistie und Amt entgegennehmen. Nachdem im Lima-Dokument vor allem auch der weltweit gemeinschaftsstiftende Charakter der Eucharistie festgehalten wurde, wird darauf zu achten sein, wieweit die Kirchen diese Stellungnahme auch übernehmen können.

LeerDie deutschen Kirchen sollten die Diskussion im Zentralausschuß zum Anlaß nehmen, deutlicher den im Lima-Papier begonnenen Weg zu einer regelmäßigen Feier der Eucharistie als Wegzehrung des Gottesvolkes auch selbst zu gehen. Wenngleich wohl in Synoden und landeskirchlichen Arbeitsstellen für Gottesdienstgestaltung die Diskussion über die Konvergenzerklärung aufgenommen wurde und erste Folgerungen für die Erneuerung des Gottesdienstes gezogen werden, ist in der gesamtkirchlichen Breite - mit wenigen Ausnahmen, u. a. auch auf den Kirchentagen - kaum etwas von einem Aufbruch in ein neues Verständnis der Feier der Eucharistie zu spüren.

LeerDabei scheint immer wieder auch unterzugehen, daß in der Lima-Erklärung deutlich hervorgehoben ist, wie die Eucharistie „die Gläubigen in das zentrale Geschehen der Geschichte der Welt” (Abs. 20) hineinnimmt und in den Zusammenhang stellt. Von den Kirchen in den Ländern, die unter den vielfältigen Formen der Unterdrückung, des Rassismus und des Mangels an Freiheit leiden, werden wir hören und lernen müssen, in welches konkrete gesellschaftspolitische Handeln die eucharistische Feier auch immer hineinführt. In der Lehre der kirchlichen Ämter wird es wohl zu keinem Konsens kommen. Aus den Kommunitäten und geistlichen Gemeinschaften können eigentlich in diesem Gespräch neue Anstöße gegeben werden, die gegenseitigen Ämter wenigstens anzuerkennen.

LeerInsofern wäre es denkbar, daß die Tagung des Zentralausschusses im Bereich unserer Kirchen einen neuen Impuls zum Gespräch und zum Bemühen gibt, auf wachsende Einigkeit der Kirchen und auf die Erneuerung der menschlichen Gemeinschaft hinzuarbeiten. …

Quatember 1988, S. 89-90

© Joachim Januschek
Letzte Änderung: 13-03-14
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