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Hört Gott alle Gebete?
von Rudolf Ehrat

[Leserbrief zu Gott hört alle Gebete]

Leer... Es ist nicht leicht, im eigenen, ungebrochenen und wohl auch unreflektierten Glauben sich geborgen zu wissen und gleichzeitig dasselbe vertrauensvolle Gefühl des Getragenseins andern zuzubilligen. Wenigstens den andern christlichen Konfessionen gegenüber bringen das wohl mehr oder weniger alle von uns zustande. Aber den Gläubigen anderer Religionen gegenüber wird das schwierig. Ich sehe besonders zwei Gründe dafür:

LeerErstens ist Kenntnis der andern Religion von Nöten und auch lebendige Erfahrung mit dem Frommsein der andern, und zweitens dürfen wir bei all der Bedingtheit unseres Erkennens und unseres eigenen Gottesbildes unseren Glauben nie absolut setzen. Ein Predigtbändchen von Tillich hat den Titel „In der Tiefe ist Wahrheit”. Wo wir auch nur annähernd in die Tiefe hinabsteigen, tut sich die Wahrheit auf und wir ahnen, wie wir alle überall das große Geheimnis nur ahnen, nämlich das, was die Aufsatzüberschrift sagt: „Gott hört alle Gebete”. Sobald wir uns von dogmatischen Glaubenssätzen befreien, erkennen wir die Tiefenahnungen auch in den Glaubenssätzen der ändern. Fritz Burri hat sicher recht mit dem, was er zusammenfaßt im Titel seines letzten Buches: „Der Buddha-Christus.”

LeerWenn aber dem so ist, können wir nicht nur zusammenkommen, um zu beten, sondern wir kommen zusammen, um zusammen zu beten. (Etwa so, wie das im Shanti-vanam-Shram in Kulittalai in Süd-Indien geschieht.)

Quatember 1988, S. 109

© Joachim Januschek
Letzte Änderung: 13-03-14
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