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Alpha als heilsamer Raum
von Walter Lotz †

LeerDen Körper zu baden gehört zur normalen Hygiene. Mit unserem Bewußtsein gehen wir nachlässiger um. Wir bewegen uns nachlässig in verschiedenen Strahlungsbereichen, ohne darüber nachzudenken, wie heilsam es sein könnte, öfter einmal uns bewußt in den Alpha-Bereich absinken zu lassen. Zu Beginn einer Meditationsübung ist uns das selbstverständlich. Da heißt es: Ich bin ganz ruhig. Ich habe jetzt nichts zu tun und nichts zu erwarten. Die Gedanken kommen und gehen. Ich lasse sie vorüberziehen, ohne sie zu beachten oder aufzuhalten. Ich habe mir vorher überlegt, wie lange ich meditieren will. Eine leise Weckuhr ist gestellt. Ich habe mir auch überlegt, ob ich ein Wort oder einen Gegenstand meditieren will, oder ob es eine Meditation ohne Gegenstand und ohne Wort sein soll. Die Erfahrung zeigt, daß es sich heilsam auswirkt, ganz ohne Wort, ohne einen Gegenstand, ja ohne Absicht in den Bewußtseinsbereich des Meditierens abzusinken, in den Alpha-Bereich. Warum tun wir das nicht öfter? Warum machen wir nicht eine regelmäßige Gewohnheit daraus?

LeerIch erinnere mich an die Ermutigungen eines Lehrers, der öfter einmal sagte: Dösen Sie ruhig, dösen ist gesund! Damals wußte ich noch nicht, welche Wahrheit er damit aussprach, vielleicht ohne sich selbst darüber völlig im Klaren zu sein. Heute weiß ich wie wichtig es ist, so oft wie möglich in den Alpha-Bereich einzutauchen und darin zu verweilen. Es bedarf nur immer des Entschlusses, sich von den vielen Dingen zu lösen, die uns beschäftigen und die auf uns warten. Aber sollte diese kleine Bemühung sich nicht lohnen?

LeerEs ist freilich nicht ohne weiteres kontrollierbar, in welchem Bereich wir uns befinden. Es ist wie mit dem Samen, den wir ausgesät haben: wenn wir ständig nachsehen wollen, ob er schon keimt und wächst, stören wir eben das, was wir suchen. Es gibt kein Gerät, das man mit sich führen und mit dessen Hilfe man stets feststellen kann, in welchem Bereich man sich befindet. Aber wer einfühlsam gegen sich selbst ist, weiß wie es in dieser Hinsicht um ihn steht. Vielleicht sollten wir mehr tun, um daraus eine Übung, eine Gewohnheit zu machen. Es sollte uns nicht weniger wert sein als das tägliche sich waschen und kämmen. Unsere seelische Hygiene ist wichtig genug, uns darum zu bemühen.

LeerIn einem Raum mit verbrauchter Luft öffnen wir das Fenster und lassen frische Luft herein. Wenn wir von Arbeit in staubiger Hitze verschwitzt und verschmutzt sind, gönnen wir uns ein erfrischendes Bad. So müßte es uns selbstverständlich sein, unser Bewußtsein zu belüften, zu klären, zu vertiefen. Man braucht nicht in ein japanisches Kloster zu gehen, um in der Übung des Zen neue Kraft und Gesundheit zu gewinnen. Aber eigentümlicherweise gönnen wir unserem Körper im allgemeinen mehr Pflege als dem seelischen Bereich.

LeerVielleicht antwortet jemand: Aber das muß einem doch gesagt werden. Ebern dazu sollen diese Zeilen einen Anstoß geben. Es gehört in unserer Zivilisation vieles weniger Notwendige zum täglichen Pensum. Meditieren zu lernen, das überläßt man besonders Privilegierten. Das muß nicht so bleiben. Einfachste Übungen sind jedermann möglich. Dazu gehört das Verweilen im Alpha-Bereich unseres Bewußtseins. Es ist der Bereich zwischen 8 und 12 Schwingungen pro Sekunde nach dem Encekephalogramm. Niemand braucht das mit einem Apparat zu kontrollieren. Am wirksamsten nach I. H. Schultz ist das Einnehmen der sogenannten Droschkenkutscherhaltung. Man sitzt bequem und leicht gebeugt, die Unterarme ruhen auf den Oberschenkeln. Aber es geht durchaus auch bei aufrechtem Sitzen, wobei zu empfehlen ist, daß die Knie etwas tiefer sind als die Sitzfläche.

LeerMan wird bald merken, wie erfrischend eine solche kurze Pause der Entspannung ist. Und je mehr man das erfährt, um so schneller wird sich eine Gewohnheit herausbilden, die ganz selbstverständlich unseren Tagesablauf begleitet. Es ist wie mit dem Atmen. Man achtet gar nicht darauf. Es vollzieht sich wie ganz von selbst. Am Anfang sollte man allerdings ein wenig darauf achten, bis es einem ganz selbstverständlich geworden ist, immer wieder im heilsamen Alpha-Bereich zu atmen und aufzuatmen. Wie gut, daß einem etwas so Gutes so leicht gemacht ist.

Quatember 1989, S. 154-156

© Joachim Januschek
Letzte Änderung: 12-11-21
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