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„Kunst und Knast” bei der Communitaet Simonshofen
von Karl Trappe

LeerMehr als 20 Teilnehmer aus ganz Bayern, die in den unterschiedlichsten Bereichen der Straffälligenhilfe arbeiten, kamen zum Seminartag „Kunst und Knast”, den die Communitaet Simonshofen gemeinsam mit der Gesellschaft für Ausbildungsforschung und Berufsentwicklung veranstaltete. Zunächst referierten der Münchener Soziologe G. Bauer und der Landsberger Bildhauer B. Lipka über das innerhalb der Justizvollzugsanstalt Bernau durchgeführte Projekt „Kunsttherapie mit Strafgefangenen”. Neben den besonderen organisatorischen Maßnahmen bei dieser über ein Jahr laufenden Aktion waren die Motivation der Teilnehmer zur Kontinuität und die anstaltsinterne Begleitung und Weiterführung innerhalb des Vollzugsgeschehens durch die entsprechenden Fachleute problematisch.

LeerUnter Anleitung konnten die Seminarteilnehmer dann ihre jeweils eigenen Erfahrungen im plastischen Gestalten machen: Eine Aufgabe erkennen; sich zutrauen, diese anzugehen, dies zugleich ganzheitlich mit Überlegung und Intuition tun; sein Selbst einbringen und nicht beirren lassen; eine alternative Sprache entdecken, um über das bisher Gewohnte hinauswachsen zu können; Abbau und Bewältigung der Furcht vor Interpretationen. Diese und andere Erfahrungsbereiche in der Konfrontation mit dem zu gestaltenden Material zu durchleben, war für die Teilnehmer auch ein Stück Begegnung mit dem eigenen Ich.

LeerNeben der Frage, wie diese Erlebnisse künstlerischen Gestaltens in den eigenen Alltag hineinreichen und -wirken können, beschäftigten sich die Teilnehmer in Simonshofen vor allem mit dem Problem, wie Kunst mit dem ihr zukommenden Stellenwert in die Straffälligenhilfe innerhalb und außerhalb der Justizvollzugsanstalten integriert werden kann. Einige wenige Ansätze gibt es bereits, so z. B. auch beim Veranstalter dieses Seminars, der wöchentlich einen Kreativ-Nachmittag für die dort mitlebenden Haftentlassenen anbietet. Die Kürze der Zeit, nur ein Tages, konnte nur Appetit auf das Thema Kunst und Knast machen. Nach Ansicht der Teilnehmer hat die Communitaet einmal mehr einen mutigen Schritt getan, die Querverbindungen innerhalb der Straffälligenhilfe mit einem solchen Seminar-Tag lebendig zu halten.

Quatember 1989, S. 168

© Joachim Januschek
Letzte Änderung: 13-04-23
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