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Vorgeschmack der Ewigkeit
von Frank lilie

LeerJoachim Vobbe: Denk-Mahl göttlicher Zukunft - Betrachtungen über die Eucharistie (Brief des Bischofs an die Gemeinden des Katholischen Bistums der Alt-Katholiken ), Bonn 1999, 56 Seiten, 3,50 DM (zzgl. Porto, zu bestellen über: Alt-Katholisches Ordinariat, Gregor-Mendel-Straße 28, 53115 Bonn ).

LeerWer liest eigentlich freiwillig bischöfliche Rundschreiben, Erlasse, Verfügungen oder Enzykliken? Meist werden sie doch nur wenig beachtet, geschweige denn in das kirchliche Leben übernommen. Der Graben zwischen den institutionalisierten Kirchen und dem Alltag der Gläubigen wird, so hat es den Anschein, stetig tiefer. Hat man sich immer weniger zu sagen? Bei dem Brief zur Eucharistie, den Bischof Vobbe an die altkatholischen Christen seines Bistums geschrieben hat, wäre das sehr bedauerlich. Denn die kleine Broschüre liest sich so frisch und im besten Sinne erbaulich, daß es ein geistlicher Verlust wäre, sie nicht zur Kenntnis zu nehmen. In dem Meer von Schrifttum zur Eucharistie könnte sich dieses bischöfliche Wort gewiß behaupten - wenn es denn bekannt genug wird. Und es verdient Beachtung auch über die Konfessionsgrenzen hinweg. Vobbe geht es nämlich nicht um eine rechte Lehre von der Eucharistie, sondern um die Meditation der „wichtigsten Inhalte der Feier” (5) - unabhängig von aller Theologie und Ekklesiologie: „Wir feiern ... ihn und feiern zugleich mit ihm” (6). Um das Christusgeschehen geht es also, um die eine Mitte der Eucharistie: daß sich Jesus als der Christus uns schenkt und in eine neue Verbindung mit sich, mit uns und miteinander stellt. Vobbe umkreist diese Mitte, spricht von den Voraussetzungen der Feier („Brot und Wein, Hunger und Durst”), vom Altar („Auf dem Tisch: die ganze Schöpfung”; „Auf dem Tisch: ein ganzes Leben”; „Auf dem Tisch: das Kreuz”), malt die konfessionell so umstrittene Wandlung bildhaft aus und macht auf diese Weise deutlich, daß es nicht um einen rationalen oder auch mirakulösen Vorgang geht, sondern um einen Weg, auf dem wir zum Mitkommen aufgefordert werden (Wo der wandelnde Geist Gottes „ins Spiel kommt, bleibt es nicht mehr nur beim Reden. Aus Wort wird Fleisch, Leben. Dies wiederholt sich in der Eucharistie, Christus nimmt Fleisch an, wird Brot und Wein, um in uns wieder Fleisch und Blut, Gestalt anzunehmen”, 21). Ein meditativer Begleiter für das vertiefende Verständnis der Eucharistie, bei dem die Theologie und das Kirchenrecht wohltuend im Hintergrund bleiben (freilich, verzichtet wird auf sie auch nicht!) und das Moment des Vollzuges, der Feier den gebührenden Platz angewiesen bekommt.

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LeerEine Feier lebt von der Einladung und von den Gästen. Was sagt Vobbe zu diesem heiklen Punkt? „Die ökumenische Bewegung hat die meisten Kirchen auf den Weg einer Abkehr von Alleinseligmachungsansprüchen gebracht. Auf diesem Weg läßt sich eine konfessionelle Abriegelung der Eucharistie nicht mehr begründen. Wer getauft ist und an die Anwesenheit des Gekreuzigten und Auferstandenen in der Eucharistie glaubt, kann mindestens in seiner guten Absicht, zur Communio in Christus dazugehören zu wollen, nicht abgewiesen werden. Das ist eine Minimaleinsicht, die sich noch weit schärfer forrnulieren ließe. Einheit in der Vielfalt ja, aber keine Einigkeit im Getrenntsein!” (42). Darüber ließe sich reden - aber so erging es mir beim Lesen des ganzen Heftes: eine Anleitung und eine Einladung zum Gespräch mit hilfreichen Materialien und Texten der Tradition, aber nirgends Rechthaberei! ich bekam Lust, mit anderen neu über die Eucharistie zu sprechen und sie neu zu feiern. Was läßt sich mehr über eine Broschüre zu diesem Thema sagen?

Quatember 2000, S. 52-53
© Frank Lilie

© Joachim Januschek
Letzte Änderung: 12-08-13
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