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Sinn und Geschmack fürs Unendliche
von Frank Lilie

LeerWomit glauben wir eigentlich? oder, anders gefragt, welches Organ ist für die Religion zuständig? Das Auge? Das Gehör? Das Gehirn? Oder, poetischer, das Herz? Die Frage muß doch erlaubt sein. Sehen wir etwas, wenn wir glauben? Hören wir, wenn es um den Glauben geht? Haben wir besondere Gedanken, besondere Gefühle? Vielleicht alles zusammen oder von einem jeden etwas? Mir ist aufgefallen, daß die heutigen Gottesgelehrten dieser Frage kaum Beachtung schenken. Für sie geht es um plausible Theorien, um Klugheiten und Begriffe. In einem gewissen Bereich hat das ja durchaus sein Gutes. Denn wir brauchen auch die klare Formulierung dessen, was wir glauben. Da der Glaube stets vom Aberglauben und von der Beliebigkeit bedroht wird, muß er sagen können, was er denn glaube. Und das ist Sache der Theologie.

LeerNur bewegen wir uns mit ihr auf dem sicheren Terrain des Denkens. Hier geht es dann um Argumente, um Forschung und Lehre. Und es geht schon lange nicht mehr um das, was man einst praxis pietatis, gelebten Glauben nannte. Darum sei die Eingangsfrage wiederholt: Womit glauben wir eigentlich? Gibt es ein Etwas in uns, das für den Glauben so zuständig ist wie die Nase für das Riechen? Wenn es das gäbe, so müßten wohl alle Menschen glauben können, sofern dieses Organ nicht verkümmert ist. Das ist offenkundig nicht der Fall. Darum sei der Schluß erlaubt, daß es beim Glauben um einen Vorgang geht, der quer und auch sperrig zu unseren Vermögen des Hörens, des Sehens, des Denkens, des Fühlens oder des Wissens steht. Der Glauben will anders und anderes erfassen als unsere Sinne. Aber wie und wo tut er es denn? Wenn sich das neue QUATEMBER-Heft unter das Motto Wort und Bild stellt, so geht es gerade um dieses Problem. Denn sowohl Bild als auch Wort sind Symbole, durch die sich uns die Wirklichkeit überhaupt erschließt. Das Bild ist nicht das bloße Sichtbare und das Wort nicht das nur Hör- oder Lesbare. Sie sind Schlüssel, durch die Gott selbst uns naht. Um sie geht es in den Hauptbeiträgen.

Es grüßt Sie, auch im Namen der Herausgeber und Mitschriftleiter,

Ihr Frank Lilie

Quatember 2001, S. 3
© Frank Lilie


© Joachim Januschek
Letzte Änderung: 12-08-15
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