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von Reinhold Fritz |
Es muß eine deutliche innere Führung gewesen sein, als sich Ende September 1931 zweiundzwanzig Männer in der Kreuzkapelle der Marburger Universitätskirche zur Evangelischen Michaelsbruderschaft zusammengeschlossen haben. Sie haben keinen Verein gegündet, um eigene Interessen zu vertreten. Als verantwortliche Glieder der Kirche Jesu Christi wußten sie sich zum Dienst in und an der Kirche berufen. Sie stellten sich ihrer Zeit und sahen sich verpflichtet, dafür einzutreten, „daß die Kirche in allen Bereichen des Lebens den Auftrag erfülle, der ihr im Evangelium gegeben ist” (aus der Stiftungsurkunde ). So ist die Michaelsbruderschaft gestiftet worden als eine Dienstmannschaft, die, im Evangelium gegründet, der Kirche durch ihr Gebet, ihr Zeugnis und ihren Dienst zur Verfügung stehen will. Seitdem sind siebzig Jahre vergangen. Gott hat die Michaelsbruderschaft wachsen und gedeihen lassen. Uns erfüllen Freude und Dank, daß Er unsere Gemeinschaft als sein Werkzeug gebraucht hat. Wir haben wirkliche Bruderschaft erfahren und erleben, daß sie trägt und Kraft gibt zum Dienst dort, wohin Gott jeden Einzelnen gestellt hat. Michaelsbrüder sind auch nur Menschen. Deshalb kann es nicht verwundern, daß Konflikte bis hin zu schweren Zerreißproben nicht ausgeblieben sind. Auch Irrwege sind uns nicht erspart geblieben. Umso mehr beschämt uns die Treue Gottes, der auch mit solchen Menschen sein Reich baut. Was hat ER künftig mit seiner Michaelsbruderschaft vor? Ist sie noch ein brauchbares Werkzeug zum Bau seiner Kirche? Nach siebzig Jahren ist diese Frage gewiß berechtigt. Aber wir sollten nicht vergessen, daß es Gottes Art ist, gerade auch mit schwachen Werkzeugen zu wirken. Entscheidend allein ist, ob wir an Christus, den Herrn der Kirche, gebunden bleiben, ihm weiterhin uneingeschränkt zur Verfügung stehen und in schlichter Treue den Dienst tun, der uns aufgetragen ist. So Gott will, wird das Michaelsfest in Erfurt Anfang Oktober eine Etappe sein, von der wir mit frohem Mut neu aufbrechen können im Vertrauen auf den Herrn, der uns in seinen Dienst gerufen hat. Es grüßt alle Leserinnen und Leser Ihr Reinhold Fritz, Ältester Quatember 2001, S. 131 © Reinhold Fritz |
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