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Die neue Schöpfung und die vollendete Gemeinde
von Heinz-Dietrich Wendland

Einführung in die Offenbarung des Johannes 19, 11- 22, 20

LeerDie Öffnung des Himmels, die der Seher schaut, zeigt an, daß mit 19, 11 ein neuer und zwar der letzte Hauptabschnitt des Offenbarungsbuches beginnt. Jetzt findet das endgültige Gericht statt; jetzt erscheint der Weltenrichter Christus selber in unermeßlicher Hoheit und Majestät, der göttliche Kämpfer und Sieger (Christus victor), der himmlische Heerkönig, der Herr aller Herren und König aller Könige, der nun die ganze Welt richten und regieren wird. Dieses Gesicht (19, 11-16) ist darum Höhepunkt und Abschluß alles dessen, was uns das Neue Testament über Christus zu sagen hat. Erst der kennt wirklich den ganzen Christus, der dieses Bild mit glaubendem Herzen in sich aufgenommen hat.

LeerSchwert und Hirtenstab und Kelter sind die Würdezeichen des höchsten Richters und Weltherrschers; den blutgetränkten Mantel trägt der siegreiche Kämpfer und Feldherr. Indem Christus aber der Herrscher ist, ist er der Offenbarer; er offenbart die göttliche Gerechtigkeit und führt sie zum Siege, darum heißt er, und er allein „das Wort Gottes”(19, 13, vgl. Ev. Joh. 1, 1ff.). Jetzt erst, am Ende der Weltgeschichte, wild er allen als der einzige Offenbarer Gottes kund, wie es schon 1, 7 hieß: jedes Auge wird ihn sehen. Niemand von denen, die er jetzt zu richten kommt, nämlich von den Gottlosen, hat diesen seinen Namen gekannt; sie haben nicht begriffen, wer er war, welcher Art seine Kraft und seine Würde. Nun müssen sie ihm als dem Weltenrichter begegnen. Mit seinem Erscheinen ist die Entscheidung schon gefallen. Wenn er kämpft und siegt, so nur mit der einen Waffe des Wortes Gottes (19, 15. 21). Darum ist hier auch nirgends ein eigentlicher Kampf geschildert, wie wenn ein solcher mit göttlicher Allmacht unvereinbar wäre.

LeerDer Ruf des Engels, der allen sichtbar im höchsten Punkt des Firmamentes steht, lädt die Vögel des Himmels zu dem grausigen Mahle ein, das den vollendeten Sieg bestätigt (19, 17-21). Es ist das Bild eines Schlachtfeldes, auf dem die Raubvögel den Leichenschmaus halten (Ezechiel 39, 17 ff.). Die antichristischen Mächte werden von einer vernichtenden Niederlage mit ihrer ganzen Entsetzlichkeit getroffen. Der Zorn und die Macht des Weltrichters sind für Johannes die wirklichste aller Wirklichkeiten. Darum muß er in Bildern voll des gewaltigsten und grausigsten Realismus zu uns reden.

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LeerSo verfallen der Antichrist und sein Prophet der Strafe der ewigen Verdammnis. Feuer und Schwefel als Mittel des göttlichen Zorngerichtes begegnen uns im Alten Testament bei der Vernichtung von Sodom und Gomorrha 1. Mose 19, 24 und im Danielbuche 7, 11 bei der Tötung des vierten Tieres, des mächtigsten der dämonischen Weltreiche. Wir Kinder eines abstrakten und entleerten Denkens, das bestenfalls noch „religiöse Ideen”kennt, seufzen oder lächeln wohl über das „Ungereimte”solcher Vorstellungen und stellen damit nur die Armut unseres Geistes bloß. Johannes wußte wahrlich auch, daß kein menschliches Wort, Bild oder Gedanke Gottes oder Christi Handeln und Wesen bezwingend ergründen und befassen kann; er redete aber in Gleichnissen ans den Kräften der Natur und den Katastrophen der Geschichte, da er wußte, daß Gottes Gericht und Heil den Menschen ganz umfassende, zerschmetternde oder neuschaffende Gewalten sind, so wirklich, wie die natürlichen Kräfte und die Ereignisse der Geschichte wirklich sind, die ja all' ihre Wirklichkeitskraft auch allein von Gott dem Herrn und Schöpfer zu Lehen haben -, ja unendlicher viel wirklicher als diese, da das Gericht und die Neuschöpfung der Welt die letzte und endgültige Wirklichkeit sein werden, die Gott will.

LeerNoch aber ist das Gericht nicht vollendet; denn der Satan selber ist noch nicht besiegt, wenn er auch seine mächtigen Diener und Werkzeuge auf Erden schon verloren hat. So spricht ein neuer Abschnitt, 20, 1 -10, von dem  G e r i c h t  ü b e r  d e n  S a t a n  und dem  t a u s e n d j ä h r i g e n  R e i c h e  C h r i s t i  a u f  E r d e n . Das Gericht über den Satan ist zunächst nur ein vorläufiges. Das Reich Christi auf Erden entspricht der Niederwerfung der dämonischen Mächte auf Erden. Während der Satan gebunden und ihr ferngehalten wird, damit er die Völker nicht mehr verführe, kann nun die irdische Welt das Erbteil und der Schauplatz der Herrschaft Christi und seiner Gemeinde werden. Die Märtyrer, die gehorsam und treu geblieben und nicht zum Antichristen abgefallen waren, auferstehen und herrschen mit ihm als Könige. Die dritte Seligpreisung, daß die Sanftmütigen das Erdreich ererben werden (Matth. 5, 5), ist erfüllt. Eine von der Sünde und aller dämonischen Macht befreite Völkerwelt lebt jetzt unter Christi Herrschaft auf Erden. Dieses Reich Christi ist das Ende der Menschheitsgeschichte, und damit zugleich doch etwas ganz Anderes als alle irdisch-sündige Geschichte.

LeerImmer wieder hat ein Denken, das sauber Irdisches und Ewiges zu scheiden bemüht ist, schweren Anstoß an diesem „Zwitterding”irdischer Herrschaft Christi genommen und darin nicht mehr sehen wollen als eine Nachwirkung wilder jüdischer Weltherrschaftsphantasien in der Urchristenheit. Immer wieder aber hat sich auch glühende Hoffnung auf ein irdisches Endreich der Gerechtigkeit, des Friedens, des Glückes und der Vollkommenheit bis hin zu den neuzeitlichen Bewegungen des Pazifismus, des Sozialismus und des amerikanischen „social Gospel”(Herstellung des Reiches Gottes auf Erden) an diesem Bilde entzündet. Keine der beiden Haltungen hat Johannes wirklich verstanden. Weder irdisches Glück noch politische Herrschaft spielen in dem Endreiche eine Rolle, das er kommen steht. Christus ist der Herr dieses Reiches, Gemeinschaft mit ihm und Freiheit von den dämonischen Mächten der Inhalt des Lebens in ihm. Er allem ist der Friede und die Gerechtigkeit der Völker.

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LeerEbensosehr aber gilt dem Seher auch das Andere: Gottes Reich muß auf Erden sich durchsetzen, es hat „Erdensinn”, weil Gottes heiliger Wille seiner Schöpfung zugewendet ist. Diese Welt und Erde ist Gottes Schöpfung; sie und keine andere wird erlöst und geheiligt werden. Christus erscheint allein dazu zum zweitenmal vom Himmel her auf Erden, damit er ganz sich offenbare, ganz den Willen seines Vaters zu Ende führe, ganz befreie und erlöse. Ohne Christi Reich auf Erden ist die Erlösung eine halbe Sache. Gegen alle falsche „Vergeistigung”des Christusglaubens, gegen alle Auflösung christlicher Hoffnung in die Erwartung eines bloßen „Jenseits”als Seelenheimat bleibt die Gewißheit des Johannes christliche Wahrheit: diese Welt wird Christi Reich!

LeerDer Zwiespalt zwischen Diesseits und Jenseits, der unser irdisches Leben zerreißt und quält, wird dann nicht mehr sein, wenn der zur Schöpfung Gottes wiederkehrt, durch den das All gemacht ist, und dies erst kann wahre Erlösung genannt werden. Eigentümlich bleibt für die Joh.-Offenbarung, daß sie dies Reich Christi auf1000 Jahre begrenzt; ein solcher Gedanke begegnet sonst im Neuen Testament nirgends. Sie knüpft hier an das persisch-spätjüdische Denken an, das die Weltgeschichte in Weltwochen und Perioden von Jahrtausenden eingeteilt hat. Dahinter steht die Gewißheit des Johannes, daß Christi Reich auf Erden erst der Anfang der Vollendung sei; es geht vorüber, weil die Vernichtung des Satans und die neue Wellschöpfung noch nicht geschehen sind.

LeerDie erstere folgt nun in der Vision 20, 7-10: den Satan ereilt dasselbe Geschick wie seine irdischen Werkzeuge, nachdem er, noch einmal frei geworden, die Völker an den äußersten Enden der Erde verführt hat, gegen die Gemeinde Gottes zu Felde zu ziehen, die als der Mittelpunkt des Erdenrundes gedacht ist. Doch ein himmlisches Wunder vernichtet ihre Feinde.

LeerDarauf folgt das  E n d g e r i c h t  ü b e r  a l l e  T o t e n , 20, 11 - 15, das von Gott selber gehalten wird. Aber sein Name wird verschwiegen; denn die Hoheit des göttlichen Richters ist so unaussprechlich groß, daß er nicht mit Namen genannt werden kann. Die Welt vergeht endgültig, ihre Zeit ist abgelaufen. Himmel und Erde schwinden dahin; denn sie können das Antlitz des heiligen, richtenden Gottes nicht ertragen. Alle Toten kehren ins Leben zurück, um vor Gottes Gericht gestellt zu werden. Das Bild von den aufgeschlagenen Gerichtsbüchern besagt (vgl. Daniel 7, 10): Gott ist jegliche Tat des Menschen kund; an seinem Throne ist alles Geschehen gleichsam ausbewahrt. Jeder wird gerichtet werden nach dem, was in seinen Taten ist.

LeerDenn die Heilige Schrift versteht den Menschen vorzüglich als den Handelnden und nimmt ihn in der Wirklichkeit und Verantwortlichkeit seines Tuns ganz ernst. Darin ist Johannes mit Jesus und Paulus ganz eins (vgl. Matth. 7, 16ff.; 2. Kor. 5, 10). Neben den Büchern des Gerichtes aber gibt es noch ein Buch des Lebens: in ihm sind alle die aufgezeichnet, denen die Herrlichkeit des Reiches Gottes zuteil wird. Das Bestehen im Gericht ist Gnade Gottes. - Nun ist es auch mit der Herrschaft des Todes aus, er ist der letzte Feind Gottes, der niedergeworfen wird (1. Kor. 15, 26. 54 f.); denn Gott ist Leben, und die Vollendung des Heils ist ewiges Leben. Und mit der Welt der Sünde, mit dem großen Aufräumen im Jüngsten Gericht, muß auch die Macht des Todes vergehen. Wie kann aber dann noch vom „anderen (zweiten) Tod” (20, 14) gesprochen werden und was bedeutet er? Er ist die endgültige Scheidung von Gott, vom göttlichen Leben und von der neuen Welt, die durch das Endgericht erst bewirkt wird.

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LeerSo ist Raum gemacht für die  n e u e  S c h ö p f u n g  G o t t e s  und die  v o l l e n d e t e  G e m e i n d e  in ihr (21, 1-22, 5). Der Gegensatz von Gott und Welt, irdisch-sündiger und Heils-Geschichte ist aufgehoben. Aber das Ende aller Dinge ist nicht ein Untergang der Welt und der Erlösten im All-Einen der Gottheit, wie es die Mystik will, sondern die vollendete Gottesgemeinschaft in einer verklärten Schöpfung. Gott bleibt auch als der Vollender die Liebe; seine Herrlichkeit vernichtet nicht seine Geschöpfe, sondern schenkt ihnen ein neues Leben. Das Ende aller Dinge ist die neue Gotteswelt. Hier ist zum erstenmale in der Offenbarung Gott selber der Redende; sein Wort enthüllt das Geheimnis der Vollendung: „Siehe, ich mache alles neu” (21, 5).

LeerEr selber wohnt nun bei den Menschen, und seine unmittelbare, ungebrochene Gegenwart schafft die lautere und vollkommene Gemeinschaft mit ihm, die durch kein Leid und Wehe, durch keinen Tod mehr getrübt und getrennt werden kann. Gottes eigenes Wort bürgt für die Wahrheit der Worte der Offenbarung. Und was Gott spricht, ist geschehen; denn sein Wort hat die schaffende Macht. In dieser sind Anfang wie Ende allen Geschehens befestigt. Er ist der Herr der Zeiten als der Ewige; er ist der Vollender, weil er der Schöpfer, und der Schöpfer, weil er der Vollender ist. In ihm sind erste und zweite, alte und neue Schöpfung eins. Noch einmal erklingt hier - so wendet sich das Ende des Offenbarungsbuches wieder seinem Anfange zu - das Verheißungswort für die Überwinder wie am Schlusse der Sendschreiben, noch einmal auch das Gerichtswort über alle Sünder (21, 7-8). Die Apokalypse schließt, wie sie begann, als Buch der Seelsorge, der Mahnung und des Trostes für die leidende Kirche auf Erden.

LeerMit 21, 9 wendet sich der Seher der Schilderung der vollendeten Gottesgemeinde oder des himmlischen Jerusalem (vgl. 21, 2) zu. Es ist die letzte Vision des Offenbarungsbuches und zugleich seine leuchtendste und schönste. Alle Finsternis löst sich auf in lauter Licht, die düsteren Farben irdisch-dämonischen Geschehens weichen den strahlend-himmlischen, das Grausig-Verzerrte und Scheußliche der göttlichen Schönheit. Die neue Gemeinde Gottes ist, weil sie die erlöste und heilig gemachte ist, wie von innen her erfüllt vom überirdisch-lauteren Lichte der Herrlichkeit Gottes.

LeerDarum bedarf sie der Sonne und des Mondes nicht (21, 23; 22, 5); die alte kosmische Ordnung ist der neuen Menschheit Gottes nicht mehr vonnöten. Das Gold und die herrlichen Edelsteine sind die Gleichnisse der himmlischen Lichtherrlichkeit. Die leuchtenden Kostbarkeiten und edlen Baustoffe der himmlischen Stadt geben das Gegenbild zu Babels Pracht und Reichtum, hinter denen doch nichts als Hoffart, Fäulnis und Vergehen stand (17,4; 18, 11ff.),- das Gegenbild aber auch zu der Armut, dem Elend und der Gestaltlosigkeit der irdischen Gemeinde Jesu. Die Ewigkeit Gottes ist kein Grau in Grau. Als die Fülle des göttlichen Lebens ist sie auch die Fülle der Herrlichkeit, des Glanzes und der Schönheit. Nicht länger mehr sind Schönheit und Wahrheit, Schönheit und Reinheit Gegensätze in einer zerrissenen Welt.

LeerJetzt triumphiert die heilige Schönheit, und alles, was in dieser unserer Welt schön genannt werden mag an Licht und an Gestalt, ist nur ein schwacher Abglanz und zitternder Schatten der vollkommenen Schönheit in Gottes neuer Schöpfung und Gemeinde, die ungebrochen, ungetrübt Gottes Herrlichkeit widerspiegeln. „Licht ist dein Kleid, das du anhast” (Psalm 104, 2) - das ist nun zur Ordnung und zum Sein der ganzen Gemeinde Gottes geworden. Auch die märchenhaften Zahlen ihrer Maße (21, 15-17) bezeichnen ihre wunderbare, göttliche Art, die alles Menschenmaß weit hinter sich läßt.

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LeerDie Zahl 12, die in der altorientalischen Sternen- und Weltbaukunde eine große Rolle spielt, bedeutet die Ganzheit und Vollkommenheit, dort des Weltalls, hier der Gemeinde Gottes. Im Gegensatz zum irdischen Jerusalem, aber auch zu aller anderen antiken Religion, hat die Gottesstadt keinen Tempel mehr. Gott selbst und Christus sind das in ihr gegenwärtige Heiligtum (V. 22). Die Anbetung im Geist und in der Wahrheit (Ev. Joh. 4, 24) ist vollendet. Doch diese himmlisch-vollendete Gemeinde ruht auf der Grundfeste dessen, was sich in der Geschichte des Heils auf Erden ereignet hat. Darum tragen die Grundsteine der Mauer die Namen der zwölf Apostel Christi (V. 14).

LeerWie diese neue Gottesstadt der Mittelpunkt einer erlösten Völkerwelt ist, die ihr gehorsam huldigt, und wie von dort ihr alle Schätze zuströmen, zeigen V. 24-27. Nur das Unheilige und Gemeine ist aus ihr ausgeschlossen, nur die Erwählten haben Zutritt zu ihr. Es gibt also nicht nur die gottlose Menschheit, die der ewigen Verdammnis verfiel, sondern auch erlöste Völker, die in ihrem Lichte wandeln und Anteil haben an ihrer Herrlichkeit.

LeerDas Höchste und Letzte aber, das Johannes an der neuen Gottesstadt erschaut, ist dies, daß sie der Ort des  g ö t t l i c h e n  L e b e n s  ist (22, 1-5), In ihr fließt der Strom des Lebenswassers vom Throne Gottes her, in ihr steht der Lebensbaum, der unerschöpflich reiche Frucht trägt. Dieses Leben dient zur Heilung der Völker. Das Paradies mit seiner Lebensfülle, der Garten Gottes ist wiedergekehrt. Urzeit ist in der Endzeit erschienen. Heilung, Frucht, Segen, Erquickung, Leben - das sind die Güter und Gaben der ewigen Herrlichkeit, wie schon das Alte Testament Gott als den Schöpfer und Geber alles Lebendigen gepriesen hat.

LeerDas Wasser, die Quelle, der Strom sind die uralten Gleichnisse für das Lebendige, Belebende, Fruchtschaffende des göttlichen Heils (1. Mose 2, 10; Psalm 46, 5; Ezechiel 47, 1-12; Joel 4, 18). Gott ist Leben. In ihm hat die Gemeinde der Erlösten die unerschöpfliche Fülle des wahren Lebens, das nicht vergeht. Ihr Leben heißt jetzt ganz und gar ihm dienen und ihn schauen, während diese Gottesschau dem irdischen Menschen unmöglich, ja nicht einmal dem glaubenden Christen in der Zeit der irdischen Kirche geschenkt ist (vgl. Ev. Joh. 1, 18; 1. Kor. 13, 9 ff.; 2. Kor. 5; 7; 1. Joh. 3, 2). Das Dienen der Knechte Gottes aber ist Wandel im Lichte Gottes und ewiges Herrschen mit ihm, ist nicht Sklaverei, sondern ewige herrliche lebendige Freiheit derer, die Könige und Priester sind (vgl. 1, 6 u. 5, 10).

LeerIn dem  S c h l u ß  d e s  O f f e n b a r u n g s b u c h e s  22, 6-21 spricht zunächst Christus als der, der dem Seher diese Schau des Endes schenkte. Aller prophetische Geist stammt von Gott. So ist die Wahrheit dieser Gesichte beglaubigt. Die Verheißung V. 7 nimmt 1, 3 wieder auf: das, was hier geschaut wurde, ist nahe Zukunft. Der Seher wirft sich dem Engel zu Füßen, aber der Engel lehnt wieder (vgl. 19, 10) die Anbetung ab, die allein Gott gebührt. Er steht Gott gegenüber mit dem Propheten zusammen, der sein Mitknecht ist, auf einer Stufe - ein Zeichen für das hohe pneumatische Bewußtsein des Sehers, der sich doch zugleich wieder mit den anderen Propheten und den Gliedern der Gemeinde Christi zusammenfaßt, die sich an das prophetische Work gebunden wissen.

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LeerDarauf folgen V. 10-16 die letzten Worte Christi. Diese Offenbarung soll wirklich offen sein, kein versiegeltes Geheimbuch wie die Prophetie des Daniel (3, 26). Christus spricht mit drohender Schärfe als der Richter. Die höchsten Namen Gottes werden auf ihn übertragen. Endlich bezeichnet sich Jesus selber als den, der den Engel zur Beglaubigung dieser Prophetie gesandt hat. Sein letztes Wort über sich selber nennt ihn den Erfüller der Verheißungen Gottes, den, der das ganze Geschlecht Davids repräsentiert und in dem die ganze Heilsgeschichte wurzelt. Das schöne, aber schwer verständliche Bild vom Morgenstern versteht ihn entweder als den Träger der Weltherrschaft oder als den, der den Tag des Heils, der neuen Welt eröffnet.

LeerDen Beschluß machen Gebetsrufe des Geistes - der in dem Propheten spricht - und der Gemeinde um das Kommen Christi. Beide tragen heißes Verlangen nach der Zukunft Jesu Christi; doch quillt das Wasser des Lebens für den Dürstenden schon jetzt, so daß die Erwartung des kommenden Herrn nicht ins Ungewisse geht, wie er selber sie denn noch einmal (V. 20) bestätigt. Dieser Verheißung antwortet das Gebet: „Amen, ja komm, Herr Jesu” (1. Kor. 16, 22, Apostellehre 10, 6), das wahrscheinlich ans dem Schlusse der urchristlichen Gottesdienste stammt.

LeerDer Gnadenwunsch V. 21 wendet sich an die ganze Gemeinde Christi, der dieses Buch gehört, die seine Worte unversehrt bewahren soll (V. 18-19).

LeerSo kehrt der Schluß des Buches zum Anfang 1, 1ff. zurück, indem er den Seher erfüllt zeigt von der Gewißheit göttlicher Wahrheit und heiligen Geistes. Die Mühsal, die Offenbarung des Johannes zu verstehen, liegt nicht m ihrer uns zeitlich ferngerückten Bildersprache begründet, sondern darin, daß wir den Hauch des prophetischen Geistes nicht verspürt haben.

Evangelische Jahresbriefe 1938, S. 152-158

© Joachim Januschek
Letzte Änderung: 13-04-04
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