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von Ludwig Heitmann |
Die kühnen Gedankengänge dieses Aufsatzes rühren an die innersten Fragen des Menschen der Gegenwart, der sich ganz tief hineingebunden weiß in die ihn umklammernden Lebensmächte, aber in dieser Umklammerung sucht nach einem das Ganze durchleuchtenden und überstrahlenden Sinn, nach dem Bleibenden in der Erscheinungen Flucht, nach dem Überwinder der Vergänglichkeit und des Todes. Dieser übergreifende und erlösende Sinn kann nur in der Form bezeugt werden, daß die Mächte selber durch ihn angesprochen und in eine höhere Wirklichkeit hinaufgehoben werden. Gerade weil-die Sinnfrage des Lebens heute wieder so ernst gestellt ist, kann die Antwort nicht in einer fremden Form- und Bild-Sprache gegeben werden. Sie muß den zu überwindenden Mächten selber angemessen sein. Wir erkennen heute wieder, daß das Dogma der Kirche diese Aufgabe zu erfüllen bestimmt war und ist. Das Dogma ist Wegweiser zur Wahrheit, es ist die Hülle des Geheimnisses; das es so zu verkündigen gilt, daß es mitten in der Welt dem Glauben lebendig aufleuchtet. Hier wird nun der Versuch gewagt, dem inmitten der neuzeitlichen Lebensmächte stehenden Menschen die ihm gemäße Antwort zu geben in den Formen und Bildern, durch die er sich angesprochen sieht. Was Tod und Auferstehung, Himmel- und Höllenfahrt und das Geschenk des Lebensgeistes dem Menschen innerhalb seiner Todesverhaftung zu sagen haben, wird in den Anschauungen der Gegenwart auszusprechen versucht. Überraschend ist, daß in diesem Zusammenhange nicht nur der gottbegnadete Künstler, sondern auch das Weltbild des modernen Physikers erscheint. Wir sind dankbar für die Entschlossenheit, mit der diese wesentliche Aufgabe für den Gegenwartsmenschen angegriffen wird. Es bleiben freilich dieser Betrachtung gegenüber noch Fragezeichen, die im Folgenden angedeutet sein mögen. Hier setzt nun auch von der andern Seite das theologische Bedenken ein. Können Formulierungen wie diese: „Der Leib des Herrn verwest nicht. Er lockert sich unmittelbar zum Licht. Er formt sich wieder zur Gestalt des Menschen” dem wunderbaren Geheimnis gerecht werden, das in der Auferstehung des Herrn uns verkündigt wird? Wenn wir etwa die Bilder des Apostels 1. Kor. 15 auf uns wirken lasten, so bleibt der Eindruck, daß das Geheimnis der Auferstehung nur im großen Abstand durch Gleichnisse angedeutet werden kann. Trotzdem muß der hier mutig eingeschlagene Weg entschlossen weitergegangen werden. Es bleibt der tiefe Dank für die Fülle der Gedanken und Bilder, durch die das Dogma hineinleuchtet in den Lebenskampf des modernen Menschen. Ev. Jahresbriefe 1941, S. 79-80 |
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