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Das christliche Haus
von Walter Uhsadel

LeerDas Wort „christliches Haus ” hat einen ganz besonderen Klang. Es redet von einem Leben, das stark und klar geprägt und geordnet ist. Auch vor dem, der ganz fern steht, erweckt es ein Bild, das nicht ohne Eindruck auf ihn bleibt, wenn er es ernst und sachlich betrachtet: eine bestimmte Gestalt des hausväterlichen und -mütterlichen Amtes, des Verhältnisses der Eheleute und der Eltern und Kinder zueinander, eine feste und geordnete Auffassung vom täglichen Werk, das ein jeder an seinem Platz zu versehen hat, eine sichere Haltung in den wechselnden Gezeiten des Lebens, an Freuden- und an Sorgentagen, an der Wiege und am Sarge, eine eigentümliche Weise des Rückblickes auf Vergangenes - sei es verlorenes Glück, sei es gesühnte Schuld - und auf zukünftiges - seien es lichte Hoffnungen oder trübe Erwartungen. Dies alles und noch viel mehr umschreibt das Bild des christlichen Hauses.

LeerAber wo ist dieses Haus zu finden? Wir sehen uns in unserer Umwelt um und finden es kaum. Das Leben zerflattert in der Unrast und inneren Unruhe der Zeit. Die mannigfaltigsten Einflüsse dringen auf die Glieder der Familie ein, auf den Vater anders als auf die Mutter, auf die Kinder anders als auf die Eltern - und sie geben sich ihnen hin. Das tägliche Werk wird von dem Zufall des Tages bestimmt. Glückliche Tage werden hastig erhascht, Sorgentage und Zeiten des Leides fallen überraschend über die unbereiteten Herzen her. Die Menschen sind nicht gerüstet und gewappnet, in echter Gemeinschaft den Kampf der Erdentage zu bestehen.

LeerWie finden wir wieder zum christlichen Hause zurück? Nicht dadurch, daß ein jeder sich auf eigene Faust mit religiösen Fragen beschäftigt und ihnen grübelnd nachgeht. Das macht die Verwirrung noch größer und vertieft sie schmerzlich. Es gibt nur einen Weg: daß die Familie gemeinsam den Ort sucht, an dem die Kräfte der Auferstehung, des echten Lebens quellen, daß sie sich aufmacht, mit der Kirche zu leben. Dazu will ein Buch helfen, auf das viele gewartet haben: „Christliches Hausbuch. Gebete, Unterweisungen und Betrachtungen für den Tag, die Woche, das Jahr und die verschiedenen Gelegenheiten des Lebens”, in Gemeinschaft mit Freunden herausgegeben von Walter Lotz. (Johannes Stauda-Verlag, Kassel, Preis geb. R;M 9,-). Nicht, daß dieses Buch den Anspruch erhöbe, daß die Familie mit ihm lebe als mit einem Buche. Leben entzündet sich nicht an Büchern, sondern am Leben. So will dies Buch ein Helfer sein, daß das Haus am Leben der Kirche, in der der Herr lebendig gegenwärtig ist, AnteiI gewinne. Und es ist ein starker, weiser und gütiger Helfer. Es richtet kein Gesetz auf, aber es breiter den Schatz des christlichen Lebens aus und weiß ihn mit dem menschlichen Erdentage zu vereinen.

LeerEs gibt uns Gebete, Lieder und Lesungen (nach der Kirchenjahresbibellese) für den Tageslauf. Es führt uns vom Sonntag her durch die Woche mit ihrer Mühe und Plage und lehrt uns, im Jahreslauf dankbar und ehrfürchtig zu leben. Es weist uns den Weg durch das Jahr der Kirche mit seinen großen und kleinen Festen. Es hilft uns in den besonderen Tagen unseres Erdenweges: Geburt und Tod, Taufe und Bestattung, Konfirmation und Hochzeit, Hausbau, Geburtstag und Taufgedächtnis. Es steht uns in den Tagen der Krankheit und des Unglücks zur Seite. Es bietet uns seinen Dienst in Krieg und Frieden an, daß wir lernen, mit dem Vaterlande recht zu leben.

LeerWir wollen diesen Helfer einlassen und ihm den Weg zu unsern Freunden bahnen, daß er helfe, das christliche Haus wieder zu leuchtendem Leben zu wecken: Lasset euer Licht leuchten vor den Leuten, daß sie eure guten Werke sehen und euern Vater im Himmel preisen.

Evangelische Jahresbriefe 1942, S. 43-44

© Joachim Januschek
Letzte Änderung: 12-09-14
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