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Quo vadis, Quatember ?
von Hans Carl von Haebler

LeerDurch mancherlei Worte des Abschieds und der Begrüßung hellhörig gemacht, werden die Freunde von Quatember diesem Heft vermutlich besondere Aufmerksamkeit zuwenden. Quo vadis, Quatember? Wohin geht die Fahrt? Ist es vielleicht symptomatisch, daß anstelle moderner Kunstwerke wieder einmal ein altes abgebildet wurde oder daß die Aufsätze dieses Heftes vorwiegend kirchliche und religiöse Themen behandeln? Bedeutet das vielleicht doch Reaktion? Rückzug ins Getto? Es wäre gar zu billig, das Gegenteil zu beteuern. Der Leser mag selbst urteilen und, wenn nötig, kritisierend eingreifen. Nur soviel sei gesagt, daß der neue Schriftleiter, der sich hiermit der Leserschaft vorstellt, nicht ohne Zustimmung seines Vorgängers berufen wurde, mit dem er sich gewiß nicht in allem, aber doch in vielem eins weiß. Älter an Lebensjahren, jünger an Erfahrungen auf diesem Arbeitsgebiet wird er sich vielleicht nicht so weit - so provokatorisch vorwagen. Aber mit großer Zustimmung packt er die Aufgabe an, die Quatember sich seit jeher gestellt hat: Durch Bewältigung der Vergangenheit eine tragfähige Brücke in die Zukunft zu bauen - ein Dienst, den gerade seine Generation der Mitwelt schuldig ist. Daß dieser Versuch nur gelingen kann, wenn Geschichte zugleich als Heilsgeschichte und als persönliches Engagement verstanden wird, steht für ihn fest. Im übrigen hat der Schriftleiter einer Zeitschrift, in der sich ein ganz bestimmter gemeinsamer Gestaltungswillen ausspricht, keine selbständige, sondern eine dienende Aufgabe, und man sollte sich nicht lange bei ihm aufhalten.

LeerMit dem vorliegenden Heft verhält es sich so: Die Aufsätze von Adolf Köberle und Karl Bernhard Ritter über Magie und kirchliche Weihehandlungen, gleichzeitig, aber unabhängig voneinander entstanden, ergänzen sich nicht nur aufs beste, sondern geben dem Heft auch ein weihnachtliches Gepräge; denn hinter beiden steht das Geheimnis der Erscheinung Gottes im Fleisch. Die Bildbetrachtung über den Stern der Magier stellt eine gewisse Verbindung her. In dem Aufsatz von der Menschwerdung des Menschen geht es um die Geburt Christi in uns. Wenn diese Themen um das Weihnachtsmysterium kreisen, so wird Wilhelm Stählins Beitrag „Vom Umgang mit der Heiligen Schrift” in den Heften dieses Jahrgangs weitergeführt werden und sie zu einer Einheit verbinden. Diese Aufsatzfolge ist sozusagen der Generalbaß, der den Leser auf der Wanderung durch das neue Jahr begleiten soll.

LeerMitbestimmend für den Inhalt des vorliegenden Heftes war, daß er in das Arbeitsgebiet eines Mannes hineinreicht, den zu feiern wir diesmal besonderen Anlaß haben: Professor D. Dr. Dedo Müller begeht im kommenden Monat seinen 70. Geburtstag. Wir möchten es nicht unterlassen, dem sächsischen „Guru” und Mitarbeiter am Quatember auch an dieser Stelle Dank und Glückwunsch auszusprechen.

LeerDie Kontinuität des Quatember, auf die der Herausgeber in seinem Vorwort hinweist, kommt auch darin zum Ausdruck, daß die von Hermann Wagner aufgeworfene Frage nach dem „unbewußten Christentum” noch einmal aufgenommen wird. Auch das gehört wohl zum Charakter unserer Zeitschrift, daß ihre Aufsätze nicht als Monologe verhallen, sondern zum klärenden Gespräch führen sollen.

LeerEs wird nicht leicht sein, den Auftrag, den Quatember hat, bei verkleinertem Umfang zu erfüllen, und der Schriftleiter gesteht, daß er schon bei diesem Heft die Platzangst bekam. Wertvolle Beiträge mußten zurückgestellt werden. Auch die Bücherbesprechungen nehmen diesmal nicht den Raum ein, der ihnen gebührt. Aber es ist kein Schaden, wenn wir gezwungen werden, uns auf das Wesentliche zu beschränken. Bloße Interessen können und sollen im Quatember nicht befriedigt werden. Er ist auch nicht für den wißbegierigen oder gar sensationshungrigen Anonymus des zwanzigsten Jahrhunderts da, nicht für den Leser, der auf das „Aktuellste” aus ist, sondern für den, der verwirklichen möchte, was immer aktuell ist: Die Menschwerdung des Menschen.

Quatember 1960, S. 48

© Joachim Januschek
Letzte Änderung: 16-01-09
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