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Evangelisch-katholische Begegnung in Loccum
von Reinhard Mumm

LeerIm Mai beherbergte die Akademie in Loccum einen auch für diese vielbesuchte Stätte seltenen Gast, Dr. Visser t'Hooft, Generalsekretär des Ökumenischen Rates. Er kam gerade aus Amerika und reiste weiter nach Berlin. Seit Jahrzehnten kennt dieser holländische Theologe die Welt und sieht mit großem Ernst und weiser Nüchternheit ihre Lage.

LeerWir erfuhren von den großen Sorgen: Die alten Kulturvölker im Süden und Osten Asiens legen Wert auf religiöse Toleranz; wie soll sich auf solchem Boden der Sendbote des christlichen Glaubens verhalten? - Die Politik der Apartheid in Süd-Afrika ist unhaltbar. (Das sagte der holländisch-reformierte Repräsentant des Weltkirchenrates mit allem Nachdruck!) Aber es ist nicht so, daß darum der anglikanische Episkopat den Ausschluß der Buren-Kirche aus der ökumenischen Gemeinschaft fordern kann; jede Konfession sollte erst einmal in ihrer eigenen Familie auf eine genügende Klärung dieser Fragen drängen. - Auf die neueste Entwicklung in der UdSSR sehen wir mit Sorge. Deuten die sowjetischen Presseangriffe auf die theologischen Akademien in Sagorsk und Leningrad darauf hin, daß die Freiheit der orthodoxen Kirche noch weiter eingeengt wird? -

LeerDer entscheidende Teil des Loccumer Gesprächs galt dem Verhältnis zur Kirche Roms. Die mißliche Lage, die durch die Verhandlungen auf Rhodos entstanden war, ist zum guten Teil überwunden. Dennoch sind offizielle Kontakte vorläufig kaum denkbar; denn dazu ist die Lage in der Welt-Christenheit noch nicht reif. Nur in dem kleinen Raum Mitteleuropas, in Frankreich, Belgien, den Niederlanden und Deutschland vornehmlich, begegnen sich evangelische und römisch-katholische Theologen mit gegenseitiger, oft erstaunlicher Aufgeschlossenheit. In anderen Ländern und Erdteilen ist man davon noch weit entfernt.

LeerDarum sollen wir auch nicht zu viel von dem geplanten römischen Konzil erwarten. Wichtiger sind vorerst die inoffiziellen Kontakte, durch die der Boden für eine künftige Begegnung bereitet werden muß. Visser t'Hooft legte Wert darauf, daß der Ökumenische Rat in Genf keine antirömische Sammlung ist.

LeerDieser Meinung waren auch die katholischen Theologen Prof. Wittebrands, Dr. Thijssen und Dr. Brandenburg: Grundsätzlich könnte die römisch-katholische Kirche seit der Erklärung von Toronto im Jahre 1950, in der jeder Mitgliedskirche im Ökumenischen Rat ihr eigenes Selbstverständnis zugebilligt wird, mit Genf zusammenarbeiten.

LeerIm Blick auf die Gemeinden in unseren Volkskirchen forderte Dr. Visser t'Hooft eine ökumenische Bekehrung: Fort von der Irrlehre, als sei die Kirche für die Bedürfnisse des einzelnen Menschen da; sie ist Gottes Stiftung! Jesus Christus hat uns in die eine Kirche hineingerufen, daß wir in ihr zueinander wachsen.

Quatember 1960, S. 171

© Joachim Januschek
Letzte Änderung: 16-01-09
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