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Begegnungstage der Kommunitäten und Bruderschaften
vom 5. bis 7. XII. 1969
von Hartmut Löwe

LeerEiner Anregung vom Bochumer Michaelisfest 1967 folgend, kamen um den 2. Advent eine Reihe von im evangelischen Raum entstandenen Kommunitäten und Bruderschaften zusammen, um miteinander über „Einheit” nachzudenken, gemeinsam Gottesdienste zu feiern und im echselseitigen Austausch die eigene Aufgabe deutlicher zu sehen. Imshausen hatte Schloß Schwanberg abgelöst; dort hatten die ersten kommunitären Begegnungen nach Bochum stattgefunden. Solch ein Wechsel ist sicher sinnvoll. Denn bei der bald gestellten Frage nach dem Sinn solcher Treffen - es kann ja unmöglich darum gehen, nun auch noch in diesem Kreise der zeitüblichen Tagungsbesessenheit durch eine geschickt herausgefundene Lücke zu verfallen - war eine wichtige Antwort, im Anteilgeben und -nehmen am unverwechselbar eigenen Leben einer Kommunität könnte die eigene Aufgabe neu gesehen werden.

Hans Eisenberg, der Prior von Imshausen, hielt ein biblisch ausgerichtetes Referat zum Thema Einheit. Wolfgang Keim vom Laurentiuskonvent setzte mit seinen stärker soziologischen Überlegungen zum gleichen Fragenkreis den notwendigen Kontrapunkt. Die beiden unterschiedlichen Ausgangspunkte verwirrten manchen Teilnehmer. Doch es war gut, der Versuchung, die Frage biblisch-meditativ oder soziologisch-rational zu „lösen” zu entgehen. Dann wäre man sich zwar rasch einig geworden, aber auch den Anfragen der Zeit aus dem Weg gegangen, um in einer Klause für Einsiedler zu überwintern. Nein, es handelt sich um die Spannung komplementärer Gesichtspunkte, die durchgehalten werden muß. Anders gehen wir an der Gestalt des Kreuzes vorbei.

Das Gespräch über den weiteren Weg - es war durchaus nicht unbestritten, ob dieser Weg überhaupt gemeinsam fortgesetzt werden sollte - ging auch um die Frage, wieweit es sinnvoll und nötig sei, zu diesem Kreis etwa katholische Ordensangehörige einzuladen, um die eigenen Probleme im größeren Rahmen zu sehen und Fehler zu vermeiden. Es setzte sich jedoch die Meinung durch, es sei besser, den Kreis nicht zu erweitern, sondern vorläufig noch das eigene Haus genauer kennenzulernen. Mir ist das fraglich. Die evangelischen Kommunitäten haben bei ihrer Entstehung so viele Impulse aus dem katholischen Raum empfangen, daß es kaum geraten scheint, die Unsicherheiten der anderen nun nicht auch selber mit durchzutragen. Das Ergebnis solcher Zurückhaltung könnte eine schon jetzt nicht seltene Stagnation sein. Immerhin: Der zweite Advent in Imshausen und die in Aussicht genommenen Fortsetzungen sind wichtige und gute Schritte

Quatember 1970, S. 148-149

© Joachim Januschek
Letzte Änderung: 12-11-08
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