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von Walter Grimmer |
Da stoßen wir auf dieses Bild: Eine Marmorplastik aus der St. Michaelskirche in Groppoli bei Pistoia aus dem 12. Jahrhundert. Der Figur eignet dieselbe Gelassenheit. Jenes menschlich Unmögliche, daß der Engel in gar keinen direkten Kampf sich einläßt. Kampf und Sieg sind vollendet. „Sie haben ihn überwunden durch des Lammes Blut”, das ist hier in triumphaler Weife dargestellt. Und doch ist hier noch mehr. Das Bild rührt an Letztlicheres, kommt aus einem direkteren und tieferen Wissen und will weiter hineinführen in das, was uns nottut und was uns in besonderer Weise aufgetragen ist: Das unerhört packende liegt im Antlitz und zuletzt in den durch die Höhlung um so stärker wirkenden Augen. Der Engel ist ganz und gar hingewandt auf Christus. Nur so, nur in diesem unwandelbaren Hinschauen aus den Herrn und sein Werk ist das andere möglich, daß dem Kämpfenden der Christussieg zuteil wird. Darum handelt es sich hier um ein echtes Meditationsbild. Nicht um eine bloße Möglichkeit geistiger Existenz, die wir uns mit Interesse anschauen könnten. Vielmehr tritt hier die Aufforderung an uns heran, eins zu werden mit dem, was wir schauen, standhaft und fest den Blick auf Christus zu richten und also teilzuhaben an seinem Sieg.Anmerkung: Michaelsbrief 1938 Evangelische Jahresbriefe 1951, S. 202-203 |
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