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von Joachim P. Walter |
In diesem Jahr kam der Frühling spät. Als ich in der Woche nach dem „Weißen Sonntag” (Quasimodogeniti) zum Schwanberg bei Kitzingen hinauffuhr, war das Wetter noch vorfrühlingshaft. Die österliche Zeit aber war doch da, und das „Vierte Treffen der Kommunitäten und Bruderschaften” wurde von der Osterbotschaft durchglüht. Das Thema, das vom Leitungskreis der Veranstaltung ausgesucht worden war, paßte ganz in die Zeit: „Aus der Taufe leben.” Ostern und Taufe, Verkündigung der Auf erweckung Jesu und Erinnerung an die Taufe gehören zusammen. Besinnung auf das „Basis-Sakrament” ist ohnehin besonders nötig in unserer Zeit, steht es doch als ein Zeichen vorgegebener Einheit zwischen den Konfessionen. Die Orden, Bruderschaften und Kommunitäten haben ihren Weg ja zu allen Zeiten als eine bewußte Annahme des Geschehens in der Taufe, nämlich des Sterbens des „alten Menschen” und des „Herauskommens des neuen Menschen”, verstanden. Zu dem Treffen auf dem Schwanberg kamen auch schon in den Jahren 1979, 1981 und 1983 geistliche Gemeinschaften aus sehr verschiedenartigen Kirchen. Evangelische, Freikirchler, Katholiken und Anglikaner waren da versammelt. Es war das vierte Treffen dieser Art. Bischof D. Helmut Claß, der neue Beauftragte der EKD für solche Gemeinschaften, nahm teil. Da waren Kommunitäten, Orden, geistliche Gemeinschaften versammelt, die der EKD oft noch gar nicht bekannt sind. Überall „wachsen” sie ja aus dem Boden eines Kirchentums, das „Zellen verbindlich gelebten Glaubens” oft gar nicht zu wollen scheint und doch so dringend braucht. Schon vor Jahren hat Heinrich Böll gesagt, in derartigen geistlichen Gemeinschaften werde die Kirche überleben. Der Kreis der Kommunitäten war auf dem Schwanberg weit gespannt. Die Grenzen der Konfessionen werden bekanntlich durchlässiger, wenn geistliche Gemeinschaften sich treffen, die „quer” zu den offiziellen Kirchen entstanden sind. Benediktiner und Freikirchler, Michaelsbrüder und Angehörige der „integrierten Gemeinde” aus der römischkatholischen Kirche nahmen teil. Wir waren dankbar, daß bei dem Treffen auf dem Schwanberg auch die Grenzen der Staaten überwunden wurden. So waren Brüder und Schwestern der Christophorus-Bruderschaft aus der DDR zugegen. Die Taufe liegt wie ein erratischer Felsblock in der Brandung der Kirchen. Gestiftet ist sie vom auferstandenen Herrn und in Jahrhunderten von der Kirche geübt worden. Sie hat es in besonderer Weise zu tun mit dem, was wir das Geheimnis der hl. Trinität Gottes nennen, und bleibt vielleicht deshalb geheimnisvoll all unserem christlichen Denken und Handeln „vorgegeben”. So waren die Tage auf dem Schwanberg durchaus nicht nur von einem reflektierenden Kreisen um die Thematik „Aus der Taufe leben” bestimmt, sondern in der Gemeinschaft der Orden, Kommunitäten, Schwesternschaften und Bruderschaften war ebenso wichtig die tägliche Feier der Eucharistie (nach evangelisch-lutherischem, römisch-katholischem und anglikanischem Ritus). Ein letzter festlicher Abend mit einer großartigen Polonaise - an eine Prozession von ganz ferne erinnernd, doch mit anderem Vorzeichen - vereinte alle Teilnehmer noch einmal. Ein fünftes Treffen geistlicher Gemeinschaften ist für die zweite Woche nach Ostern 1987 in Selbitz geplant. Thema dort soll sein: Welchen Dienst erweisen geistliche Gemeinschaften der Kirche insgesamt und der Welt? Auch in Selbitz wird es wieder - wie auf dem Schwanberg in diesem Jahre - dazu kommen, daß sehr verschiedenartige Gruppen verbindlichen Lebens in der einen heiligen, allgemeinen Kirche aufeinander zugehen. Die alten, ehrwürdigen Orden werden dort, so ist zu hoffen, ebenso anwesend sein wie Neugründungen aus dem evangelischen Raum. Die Evangelische Michaelsbruderschaft hat als eine - so kann ich das nur sehen! - in der Mitte zwischen den weit auseinanderliegenden Gruppen stehende geistliche Gemeinschaft hier einen bestimmten „Beruf”. Sie fördert solche Begegnungen. Deshalb gehört der Älteste der Michaelsbruderschaft, Reinhard Mumm, nicht nur zu den Initiatoren der Treffen, sondern zu den Männern und Frauen, die weiterdrängen, damit, wie er sagt, „das geistliche ökumenische Netz immer dichter gespannt wird”. Eine besondere Freude war es für alle Teilnehmer am Kommunitäten-Treffen in diesem Jahr, daß die vorgegebene Gemeinschaft der Getauften sich weithin auch durchhielt in der Gemeinschaft am Altar. Ermutigend war das in einer Welt, die so zerrissen ist. Brüder und Schwestern gemeinsam auf dem Wege . . . Quatember 1985, S. 174-176 Bericht über das 1. Treffen Bericht über das 2. Treffen |
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